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Catull's Buch der Lieder
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Excerpt from Catull's Buch der Lieder: In Deutscher NachbildungDu weisst, mein Lieber, dass ich von jeher eine gewisse Abneigung gegen das Schreiben hatte und ihm gegenüber einem denkenden Lesen den entschiedenen Vorzug gab. Vielschreiberei schien mir, wie Vielherrschaft, eine Krankheit der Ueberwucherung. Ich hatte einen hohen Begriff gefasst von der Gewalt und Würde des Wortes. Das Wort, sagte ich mir, lässt sich nichtungestraft missbrauchen: es ist ein Mann und wächst wohl eben darum Vielen über den Kapf, weil es immer schwerer wird, ein Mann zu werden. Niemand zwingt es, der sich selbst nicht besitzt, wie keiner befehlen darf, der nicht ge horchen lernte. Auch haben verschiedene Zeiten einen sehr verschiedenen Grad von Gehörfihig keit, weshalb denn in manchen mit Wenigem viel zu wirken ist, in andern mit Allem nichts. Genug, ich meidestheils, der ich einem Jeden seinen Weg frei stelle, wenn er nur einen hat und geht, verzichtete ohne Kampf auf die wan delbaren Ehren des Schriftstellers und nahm mir vor, alles daran zu setzen, um wo irgend möglich es zu einem guten Leser zu bringen. Man wür digt diese Kunst so wenig, und doch ist und bleibt sie meines Erachtens der sicherste Grund aller allgemeinen und menschlichen Bildung. Insbesondere werden gereifte und zur Ueberreife neigende Nationen wohl thun, sie recht ernstlich zu p¿egen, ja es dünkt mich zuweilen, als ob das Menschengeschlecht überhaupt, je älter es wird, sich immer dringender auf sie hingewiesen sehe. wer kann was Eignes, wer was Kluges denken, das nicht die Vorwelt schon gedacht te Auf dem Gebiet der Sprache kommt es jetzo weniger darauf an, neue Formen von Wahrheitund Schönheit zu ersinnen, als zumeist' und vor allem die empfangenden Organe frei, gesund und durchgängig zu erhalten und die Fähigkeit des Verständnisses für die vorhandenen glücklich auszubilden. Ursprünglich Gedachtes neu durch denken, rein Empfundenem immer wieder und tiefer nachfühlen und es gleichsam in den Kreis lauf unseres geistigen Blutes hinübernehmen, ist ein herrliches Schutzmittel gegen Verkehrtheiten des Augenblicks, die in unaufhörlicher Erneuung sich überstürzend dem Wahnsinn und der Bar barei entgegentreiben. Verschmäht aber ein junger Weltgeist die frischen Quellen und legt sich lieber auf die breitere Strömung des Tags, so mag er's haben, wenn er schliesslich wie zer rissener Schaum an der Woge hängt.About the PublisherForgotten Books publishes hundreds of thousands of rare and classic books. Find more at www.forgottenbooks.comThis book is a reproduction of an important historical work. Forgotten Books uses state-of-the-art technology to digitally reconstruct the work, preserving the original format whilst repairing imperfections present in the aged copy. In rare cases, an imperfection in the original, such as a blemish or missing page, may be replicated in our edition. We do, however, repair the vast majority of imperfections successfully, any imperfections that remain are intentionally left to preserve the state of such historical works.
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