- Start
- Einem luftigen akustischen Kosmos entgegen
Einem luftigen akustischen Kosmos entgegen
Angebote / Angebote:
Aufgenommen im Lyrik-Kabinett München, Juni 1991. Beide Künstler bereiteten ein 60-minütiges Zuspielband und eine detaillierte Komposition für live-dargebotene Lautpoesie und Sprech-Operationen vor, die dem jeweils anderen unbekannt war. Darüberhinaus liessen sie Raum für Improvisation und die Verwendung von kleinen Perkussions-Instrumenten ('Tschinkas'). Dies ist Carlfriedrich Claus' einzigste akustische Zusammenarbeit.Carlfriedrich Claus (1930 - 1998) hat ein Oeuvre geschaffen, das im Spannungsfeld von Philosophie, Bildender Kunst, Linguistik und akustischer Literatur siedelt. Sowohl visuell als auch akustisch hat er darin die Dimensionen menschlichen Bewusstseins ausgelotet und reflektiert und so einen singulären Beitrag zur Kunst des 20. Jahrhunderts geleistet. Das Werk dieses Künstlers ist intermedial von Grund auf und lange, bevor der Terminus zum Modewort wurde. Seine Werke, in denen sich seit Beginn der 1960er Jahre Handgeschriebenes so überlagert, dass grafische und bildhafte Assoziationen geweckt werden, nannte er "Sprachblätter". Nicht nur was lesbar ist versteht der Künstler damit unter Sprache, sondern auch Ausstreichungen, affekthafte Kritzeleien, motorische Schreibgesten. Parallel dazu entstand ein akustisches Werk asemantischer "Lautprozesse", die der Künstler auf Tonband aufgezeichnet hat und die später als Rohmaterial für große Rundfunkproduktionen dienten. Es ist ein Paradoxon, dass dieser Künstler, dem es in der DDR so schwer gemacht worden ist sich selbst immer als Kommunist begriffen hat. Man legte ihm sogar die Ausreise nahe, was Claus empört von sich gewiesen hat. Allerdings war seine Vision eines Kommunismus nicht nur an Marx und Lenin, sondern vor allem an Ernst Bloch geschult, einem gleichfalls als "Abweichler" gebrandmarkten Philosophen. Claus' Werkstatt war seit den 1950er Jahren ein Gravitationszentrum europäischer intellektueller Kräfte. 1991 wurde er zum Mitglied der Akademie der Künste (West) berufen. Als einer der letzten großen Avantgardisten, als Ausnahmepersönlichkeit war Claus in vielem der ergänzende Pol zu Joseph Beuys in der deutschen Kunst.Hartmut Geerken (1939) ist autor, komponist, musiker, filmemacher, darstellender künstler, schauspieler, holzfäller, shiitake- & hummelzüchter, mykologe, archivar, ausstellungsmacher, herausgeber zahlreicher autoren aus dem umfeld des literarischen expressionismus und dada. Als Perkussionist arbeitet er mit diversen Free Jazz- und Avantgarde-Musikern zusammen, als Dichter ist er Protagonist der Konkreten Poesie und organisiert Performances, so das jährliche "Colloquium Neue Poesie" in Bielefeld. Als Darsteller und Komponist war er in sechs Filmen von Herbert Achternbusch aktiv und trat als Schauspieler in zwei Theaterstücken Achternbuschs an den Münchner Kammerspielen auf.Geerken studierte Orientalistik, Philosophie, Germanistik und Vergleichende Religionswissenschaften in Tübingen und Istanbul. Danach gab er Deutschkurse für die ersten türkischen Arbeitsmigranten in Anatolien, die nach Deutschland gehen sollten. Als Mitarbeiter im Goethe-Institut war er von 1966 bis 1972 in Kairo, 1972 bis 1979 in Kabul und 1979 bis 1983 in Athen tätig, seitdem lebt er in Herrsching am Ammersee.auszeichnungen: bundesweiter aufsatzwettbewerb zum thema 'was ist soziale marktwirtschaft?', 3. Preis (1957), münchner literaturjahr (1984), schubart-literaturpreis (1986), karl sczuka-preis für radiokunst (1989 und 1994).
Neuauflage/Nachdruck unbestimmt