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Mitbestimmung und Hochschule

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Der vorliegende Band wurde in fünf Schwerpunkte unterteilt, die auch annähernd die Struktur der Tagung widerspiegeln: Im ersten Kapitel dieses Buches untersucht Walter Müller-Jentsch die Geschichte der Mitbestimmungsbewegung aus ihrem Spannungsfeld von sozialer und ökonomischer Rationalität heraus. Er hebt hervor, dass sich der politische Stellenwert der Mitbestimmung für die Gewerkschaften im historischen Verlauf gravierend verändert hat. Im Zuge zunehmender Globalisierung kann deshalb die Frage nach der Anschlussfähigkeit an transnationale Gremien und die Erfahrungen mit der beiderseitigen Akzeptanz von Shareholdern und Stakeholdern nicht unthematisiert bleiben. Müller-Jentsch zeigt vor allem die positiven Effekte auf, die er vor allem in win-win-Situationen, collectiv-voice-Funktionen und eingesparten Transaktionskosten begründet, aber nicht ohne appellativen Hinweis darauf, dass der Mitbestimmung gegenüber ökonomischer Effizienz immer die Priorität eingeräumt werden sollte. Das zweite Kapitel untersucht Formen der Mitbestimmung. Ute Lanzendorf analysiert in einem europäischen Vergleich neue Governance-Formen an Hochschulen unter Verwendung eines hypothetischen New Public Management-Standards. Sie kommt zu dem Ergebnis, dass in Bezug auf die Strukturentwicklung und die Verteilung der Ressourcen zwar von stärkerer Mitwirkung, zugleich aber von schwächerer Mitbestimmung gesprochen werden muss. Karsten König und Anja Franz befassen sich mit dem konkreten Phänomen der staatlich vereinbarten Promotion als einem kontraktbasierten Hochschulsteuerungsmittel innerhalb der Nachwuchsförderung. Da es bisher keine formal vorgeschriebenen Wege zur Mitgestaltung von Zielvereinbarungen gibt, rufen die Autoren auf, diesen Umstand als Chance zu verstehen. Das dritte Kapitel verweist auf die verschiedenen Dimensionen der Mitbestimmung, die nicht allein räumlich zu begreifen sind, sondern als ökonomische, politische oder nachhaltige daherkommen. So setzt sich Andreas Keller mit der Ambivalenz von ökonomischer und politischer Steuerung an Hochschulen auseinander und behauptet, dass das herrschende Leitbild der Umstrukturierung des Hochschulwesens eine radikale Ökonomisierung und Entpolitisierung von Bildung und Wissenschaft zur Folge hat. Maik Adomßent beschäftigt sich mit der Neuorientierung der Hochschulen im Horizonte einer nachhaltigen Entwicklung. Dabei konstatiert er, dass von einer breiten Umsetzung des für Hochschulen eigentlich attraktiven Leitbildes trotz verschiedener innovativer Beispiele in Forschung und Lehre nicht die Rede sein kann. Im vierten Kapitel geht es um konkrete Mitbestimmungsmöglichkeiten. Diana Greim nimmt die prekären Arbeitsbedingungen studentischer Beschäftigter unter die Lupe und stellt damit die Frage nach der personalrechtlichen Interessenvertretung. Michael Brodowski sucht nach neuen Wegen studentischer Mitbestimmung in Formen informellen Lernens als Alternative zu universitären Bildungsprozessen und stellt vier Beispiele selbst organisierter, mitbestimmender Bildung vor. Claudia Koepernik stellt die Projektgruppe DoktorandInnen mit ihren Zielen, Aktivitäten und einer Stellungsnahme zur Exzellenzinitiative vor. Torsten Steidten berichtet über das Selbstverständnis, aktuelle Themen und Ergebnisse der Promovierenden-Initiative. Den Abschluss des Bandes bildet das fünfte Kapitel, in dem es um Mitbestimmung als Bildungsauftrag geht. Peer Pasternack geht auf die Probleme der Hochschulflexibilisierung ein, indem er von der Frage ausgeht, inwiefern Demokratie an Hochschulen "schädlich" oder "nützlich" ist. Dabei blickt er unter anderem auch kritisch auf die Problemlösungsvorschläge der Gruppenuniversität, um schließlich einen Steuerungs-Cocktail aus alternativen Optionen anzubieten. Bettina Kremberg widmet sich einer philosophischen Begriffsklärung von Mitbestimmung und umreißt grob ihre Rahmenbedingungen, um letztlich für eine autonome, auf Reflexion und Wissen gestützte, vernünftige Kooperation auf Augenhöhe zu plädieren. Pirmin Stekeler-Weithofer schließlich blickt kritisch auf die Begrenzungen der Mitbestimmung und ihre Folgen in der Umgestaltung des Bildungssystems, indem er davor warnt, aus Angst vor Missbrauch das Vertrauen in andere, in autonome Kooperation und freie Moralität, nicht mehr zu investieren und damit unter der Hand Institutionen abzuschaffen, deren Lebendigkeit und Sicherheit nur eben garantiert wird durch einen kompetenten und gelassenen Umgang mit einem vielstimmigen Dissens und einem freien, möglichst gebildeten Urteil von Beteiligten.
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