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Selbsterkenntnis der Seele
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Die Auseinandersetzung mit dem mittelalterlichen Denken birgt eine erstaunliche Aktualität. Zeigen sich doch in ihm Wurzeln modernen Denkens, das sich dadurch auszeichnet, dass auch die menschliche Seele der verstandesgeführten Selbsterkenntnis zugänglich wird.
Thomas von Aquin (1225-1274) ist der entscheidende Repräsentant mittelalterlichen Denkens. Zu seinen Lebzeiten, insbesondere in den 70er Jahren des 13. Jahrhunderts, erreicht die scholastische Erkenntis einen Höhepunkt: Menschengeist und Engel werden unterschieden. Vor allem Thomas hat dazu beigetragen, dass nun geistige Individualität im Menschen als eine gedacht werden kann, die sich von der kosmischen Geistigkeit der Engelwesen unterscheidet. Dieser bewusstseinsgeschichtlich bedeutende Aspekt der Geist- und Seelenanschauung ist bisher noch nicht herausgearbeitet worden.
Thomas führt platonische und aristotelische Geistestradition zusammen. Dadurch wird es ihm möglich, einen Weg der Selbsterkenntnis für die menschliche Seele zu entwickeln. Auf diesem Weg begegnet die Seele in sich selbst dem Geist. Dabei kann der Menschengeist seine Eigenständigkeit gegenüber den höheren Hierarchien erleben. Thomas beantwortet die Frage, ob die menschliche Seele Geistwesen über ihr erkennen könne, mit Hinweis auf die Selbsterkenntnis des Menschengeistes: der Mensch ist in der Lage, den Engel zu denken, sofern er in der Lage ist, sich selbst zu erkennen.
Die Monographie Wolf-Ulrich Klünkers arbeitet diesen Erkenntnisansatz heraus. Dabei wird deutlich, warum Rudolf Steiner die Anthroposophie wiederholt an Thomas von Aquin angeknüpft hat. Im Werk des Thomas vollzieht sich ein Übergang des Denkens, der für die Gegenwart unmittelbare Bedeutung besitzt. In diesem Sinne fasst die Monographie das Anliegen der vierbändigen Thomas-Edition des Hardenberg-Instituts zusammen. Sie bietet zugleich eine Einführung in das Werk Thomas von Aquins.
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