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Vera Ikon - Verwandtschaft von christlicher Reliquie und früher Fotografie
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Bachelorarbeit aus dem Jahr 2012 im Fachbereich Kunst - Kunstgeschichte, Note: 1, 3, Friedrich-Alexander-Universität Erlangen-Nürnberg (Institut für Kunstgeschichte), Sprache: Deutsch, Abstract: Das Bild und die Wahrheit bezeichnen zwei Kategorien, deren Verhältnis zueinander nur als ein sowohl inniges als auch spannungsgeladenes beschrieben werden kann. Das eine sollte der anderen im Idealfall entsprechen, wobei gar nicht immer zweifelsfrei zu klären ist, ob die eine sich überhaupt ohne Einbußen ins andere setzen lässt. Kann ein Bild letztlich überhaupt verlässliche Aussagen treffen? Die vorliegende Arbeit wird sich nicht explizit mit der wechselvollen Geschichte christlicher Kunstproduktion beschäftigen, sondern allein auf einen Sonderfall innerhalb des sakralen Bildkosmos dieser Religion Bezug nehmen, nämlich dem des sogenannten "nicht von Menschenhand geschaffenen Bildes", des Acheiropoietos, Mandylion oder auch Vera Ikon. Vor allem soll es aber Aufgabe dieser Untersuchung sein, die Konfrontation von christlichem Bildinhalt und fotografischem Motiv anhand von Beispielen zu untersuchen, in denen die beiden Sphären unmittelbar ineinander fallen - dies sind zunächst Aufnahmen der Stadt Jerusalem, wie sie Auguste Salzmann und Francis Frith in den 1850er Jahren angefertigt haben, aber auch die fotografische Reproduktion des Turiner Grabtuchs, eines eben solchen scheinbar "nicht von Menschenhand geschaffenen" Abbildes Christi durch Secondo Pia und nicht zuletzt die Selbstinszenierung eines Fred Holland Day als gekreuzigter Heiland im Foto - die beiden letzteren entstanden im ausgehenden 19. Jahrhundert. Es gilt festzuhalten, dass man es bei der frühen Fotografie einer- und christlichen Bildreliquien andererseits mit zwei unterschiedlichen Arten von Bildern zu tun hat, die beide für sich einen bestimmten Wahrheitsanspruch behaupten. Mittels einer vergleichenden Analyse dieser Fotografien und der "nicht von Menschenhand gemachten" Bilder im Christentum, sowie der Erforschung ihrer bildtheoretischen Einbettung soll der Frage nachgegangen werden, inwieweit der Anspruch auf ein echtes messianisches Abbild und der Glaube an die unverfälschte Wiedergabe der Natur durch die Camera obscura argumentativ aufgebaut worden sind und worin sie sich möglicherweise ähneln, außerdem soll ausgelotet werden, an welchen Stellen der positivistische und der metaphysische Welt- und Bildzugang möglicherweise in ein Paradox münden, das beide an der Rand der Auflösung treibt.
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