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Angst und Autorschaft
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Schreibblockaden, Zweifel an der künstlerischen Arbeit, gar die Nähe des Wahnsinns - diese Erfahrungen prägen das Laien-Bild vom Schriftstellerdasein. Die Frage ist: Wie stark steuern solche Negativerlebnisse die Eigenwahrnehmung der Künstler? Können sie für das künstlerische und dichterische Selbstverständnis vielleicht sogar prägend sein? Thomas Mann hielt den Schriftsteller selbstironisch für einen Menschen, dem das Schreiben schwer fällt. Christian Winter nimmt ihn beim Wort. In einem diskurs- und ideengeschichtlichen Längsschnitt skizziert Winter entlang des antiken und frühneuzeitlichen Konzepts des melancholischen Genies und der zerrissenen Künstler der Goethezeit die Entstehung des "zerquälten Schriftstellers", wie Italo Calvino diesen Autortyp nannte. Anhand von Tagebüchern und Briefen Franz Kafkas entwickelt er in kurzweiligen literaturgeschichtlichen Exkursen sechs typische Motive des zerquälten Schriftstellers. Dem fällt das Schreiben zwar schwer. Über die Schwierigkeit des Schreibens schreibt er hingegen fast mühelos. Der Grund für diese Schwierigkeit ist mitnichten in fehlender Begabung des zerquälten Schriftstellers zu suchen. Das Schreiben ist ihm vielmehr "das Wichtigste auf Erden" (Franz Kafka), das gegen alle Widerstände dieser Welt und um jeden Preis forciert werden muss. Analytische Präzision und stilistische Eleganz machen die Lektüre dieser herausragenden Arbeit über eine bedeutende kulturelle Prägeform von Kreativität, Kunst und Identität nicht nur zu einem bemerkenswerten intellektuellen Gewinn, sondern ebenso zu einem bemerkenswerten ästhetischen Vergnügen. (Laudatio der Jury des Weser-Ems-Wissenschaftspreises 2008)
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