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Audiomediale Paratextualität

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Das Hörbuch als Teil des sogenannten »acus­tic turn« ist Ausdruck einer neu entdeckten Lust am gesprochenen Wort. Die (Autoren-)­ Lesung ist dabei nur eine Form der Darbietung: Hörspiele, Features, Originaltonaufnahmen, Rezitationen, Deklamationen, Poetry-Slams und Klangkunst zeugen von einer äußerst heterogenen Ästhetik, die eine Veränderung der Produktion und Wahrnehmung textueller Strategien mit sich bringt. Allerdings ist die Diskrepanz zwischen dem Hörbuchboom und der Ausarbeitung eines geeigneten Analyse­repertoires mit Blick auf die aktuelle Forschung nur allzu deutlich: Die meisten Besprechungen bieten eher subjektive Höreindrücke als fundierte Analysen. In diese Forschungslücke stößt die Studie vor. Der Fokus liegt dabei auf der Frage, inwiefern das Medium Hörbuch eigene audioliterarische Formen hervorgebracht hat und mit Hilfe welcher Begriffe sich diese adäquat untersuchen lassen. Die Arbeit greift dafür auf Genettes Para­textbegriff zurück, der im Hinblick auf den akustischen Gegenstand medien- und kulturwissenschaftlich erweitert wird. Welche Rolle spielen stimmliche bzw. sprechkünstlerische Aspekte für die Ästhetik des Textes? Inwiefern ermöglichen medientechnische Bearbeitungen spezifische Formate? Und nicht zuletzt: wie lenkt das Begleitmaterial die jeweilige »Lektüre«? Diese und verwandte Fragen werden theoretisch mit dem neu entwickelten Konzept der »audiomedialen Paratextualität« diskutiert und anhand der folgenden drei ausgewählten Hörbücher systematisch geprüft. In Form von zwei selbstständigen Bänden prä­sentiert die Produktion »Robert Musil: Der Mann ohne Eigenschaften. Remix« hg. (BR, Bellville 2005) neben dem akustischen Text auf 20 CDs auch seine komplette Verschriftlichung und ausführliches Zusatzmaterial. Der Text ist Ausdruck einer innovativen Hörspiel­ästhetik, die sich an digitaler Klangkunst orien­tiert: Die Romanvorlage wird anhand musikalischer Vorgaben neu »geremixt«. Indem dabei die Grenze zwischen Text und Begleitmaterial in einer ständigen Überschreitungsgeste verunsichert wird, stellt der Text das Hörbuchformat selbst auf die Probe. Eine besondere Form der Autorenlesung stellt das Beispiel »Oskar Pastior: Die letzte Lesart. Eine Rekonstruktion der Büchner-Preis Lesung« (2007) dar. Der akustische Text ist die Nachbildung einer geplanten Live-Lesung im Kontext der Büchner-Preis-Verleihung, die aber nie stattgefunden hat. Mit Hilfe welcher akus­tischen und medientechnischer Mittel wird also ein fiktives Event rekonstruiert? Wie ver­sucht die Lesung eine authentische Wirkung zu entfalten? Und die Schilderung »Peter Kurzeck erzählt das Dorf seiner Kindheit« (2007) wurde bei Erscheinen als das erste genuine Hörbuch überhaupt gefeiert. Der Hörer wird hier Zeuge des Rhapsoden Kurzeck, der über vier Stun­den ohne nennenswerte Unterbrechungen von seiner Kindheit während der Nachkriegs­jahre im oberhessischen Dorf Stauffen­berg erzählt. Doch der Eindruck trügt. Hier ist nicht nur ein virtuoser Erzähler am Werk, sondern auch die Handschrift einer geschick­ten nachträglichen Bearbeitung, was zumeist völlig ignoriert wird. Die Analyse dieser Hörbuchproduktionen macht also erstmalig ein akustisches Korpus zugänglich, das bisher kaum beachtet worden ist. Mit dem Konzept der »audiomedialen Paratextualität« wird somit das Rüstzeug für eine systematische Analyse akustischer Literatur im Hörbuch erarbeitet, das den Bo­den zukünftige Forschung bereitet.
Vergriffen, keine Neuauflage

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