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Bernhard Groethuysen
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Bernhard Groethuysen war Deutscher und Franzose, Europäer und Weltbürger,
bedeutender Philosoph und Soziologe, Literaturkritiker und Übersetzer, vor
allem aber ein großer Kommunikator und Vermittler: zwischen Literaturen,
Nationen und Wissenschaften - eine interdisziplinäre und internationale
Ein-Mann-Institution. Dabei scheute er trotz großer Vorlesungserfolge an der
Berliner Friedrich-Wilhelm-Universität die breitere Öffentlichkeit. 1933 verließ
er umgehend das nationalsozialistische Deutschland, weil der so intensive wie
stille Politik-Beobachter wusste, was kommen würde.
Groethuysen wurde jetzt mehr denn je zum Franzosen, schließlich auch im
staatsrechtlichen Sinn. Zugleich intensivierte er seine Luxemburger Kontakte.
Früh schon war Groethuysen zum Colpacher Kreis um Aline Mayrisch de Saint-
Hubert gestoßen, wo er viele Lebensfreundschaften schloss, nicht zuletzt
mit André Gide, der ihn, gleich André Malraux, außerordentlich schätzte. Der
engste der Groethuysenschen Freunde war freilich Jean Paulhan, Cheflektor
des Pariser Verlags Gallimard und Redakteur der Nouvelle Revue Française.
Groethuysen gilt zurecht als Paulhans graue Eminenz, gerade auch zur Zeit
der deutschen Okkupation, die Paulhan und er mit viel Geschick überlebten:
als ebenso begabte Taktiker wie Strategen.
Groethuysen verstarb 1946 in Luxemburg, wo er zusammen mit seinem Lebensmenschen,
der kommunistischen Redakteurin Alix Guillain, auch begraben
liegt. Das allein schon wäre Grund genug gewesen, ihn 2018 in Luxemburg
zu würdigen. Entscheidend freilich war, dass Groethuysen als heimlicher
Klassiker der Kultur- und Sozialwissenschaften, nicht zuletzt der Philosophie
zu gelten hat. Gerade das vornehmlich komparatistische Vorgehen der hiermit
vorliegenden Tagungsdokumentation kann das erweisen. Sie versucht Leben,
Werk und Persönlichkeit des Meisterschülers von Wilhelm Dilthey und Georg
Simmel prismatisch zu brechen, um ihn auf diese Weise zu profilieren und
ein möglichst angemessenes Portrait von ihm zu präsentieren: das eines in
all seiner Problematik Intellektuellen comme il faut.
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