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Brecht als Philosoph
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»Seine Philosophie und die Weise seines Philosophierens gehören zu seiner Lebensweise. Sein Leben und seine Philosophie sind aus einem Stücke, sein Philosophieren ist kein Zurückziehen aus dem Dasein und der Gegenwart in die freien, reinen Regionen des Gedankens.« So urteilt Hegel über Sokrates. Auf Brecht passt solche Anerkennung nicht weniger. Auch stimmt, dass Brechts Philosophie zu keinem System fortschreitet. Der Zusammenhang mit dem »gewöhnlichen Leben«bleibt gewahrt. Doch alles mit großer Fernsicht: Laotse, Sokrates, Empedokles, Lukrez, Kant, Bacon Hegel, Marx, Nietzsche, Benjamin - Brecht studiert die Geschichte der Philosophie mit überraschendem Gewinn auch für eine finstere Gegenwart. »Auf der ganzen Welt gibt es nichts Weicheres als das Wasser. / Und doch in der Art, wie es dem Harten zusetzt, kommt nichts ihm gleich.« Das findet Brecht bei Laotse und spinnt es weiter zu einer aktuellen Friedensphilosophie. Wer wen besiegt, das gehört zum gewöhnlichen Leben wie zum vorübergehenden Exil. Selbst ein so »unheimliches Werk« wie Hegels Philosophie der Geschichte studiert Brecht mit Gewinn fürs Gegenwärtige, für die Verschränkung von Ökonomie und Politik. Die chinesische Weisheit vom Leiden der Brauchbarkeit aller Dinge scheint tauglich, Kafkas Paradoxa zu hinterfragen, ohne sich in einer Dialektik der Absenz zu verheddern. Dabei scheut Brecht nicht eigene Widersprüche. »Zustände und Dinge, welche durch Denken nicht zu verändern sind (nicht von uns abhängen), können nicht gedacht werden.« Es entsteht eine Philosophie des eingreifenden Denkens. Eine Herr-Knecht-Dialektik liefert dafür das gedankliche Gerüst.
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