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Briefe zur Mystik.

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Stellen sie sich einen mageren und linkischen Achtzehnjährigen vor, der bei einem der berühmtesten Esoteriker seiner Zeit vorstellig wird und diesem kurz und bündig mitteilt, dass er die Absicht habe, bei ihm okkultistische Studien zu betreiben. Wider Erwarten wird der junge Mann nicht hinauskomplimentiert, sondern sofort angenommen. Und er sollte seinen Lehrmeister, den ersten unter vielen, nicht enttäuschen. Im Eilschritt erklimmt der junge Mann sämtliche esoterischen Höhen, durchläuft die Stufen der Einweihung in allen möglichen okkulten Orden und zeigt große Begabung für die praktische Magie. Es ist abzusehen, dass er seine eigenen Lehrmeister überholen wird. Stellen sie sich auf der anderen Seite einen Meister des Okkultismus vor, Würdenträger verschiedener Systeme und Orden, Alchemist und Magier, Bischof einer gnostischen Kirche, anerkannt von sämtlichen anderen esoterischen Größen seiner Zeit, darunter Papus und Stanislas de Guaita, der von heute auf morgen all das fallen lässt und beschließt, von Stund an sein Leben nur mehr dem Evangelium zu widmen. Beide Biografien wären interessant genug, um diese Abhandlung zu rechtfertigen. Nur handelt es sich nicht um zwei Biografien, sondern um die ein und desselben Mannes: Yvain Le Loup, besser bekannt unter seinem Pseudonym Paul Sédir. Verschiedene unter Sédirs esoterischen Kollegen konnten seinen Meinungsumschwung nie begreifen. Jedoch schockierte er gleichermaßen die Würdenträger der etablierten Kirchen. Er konnte von Glück reden, dass er nicht einige Jahrhunderte früher gelebt hatte: Da hätte die Inquisition der katholischen Kirche ihm vermutlich einen Scheiterhaufen errichten lassen. Seine Überlegungen zum Altarsakrament überraschen sogar heute noch durch ihre Kühnheit. Da er sich intensiv nicht nur mit den Lehren verschiedener anderer Religionen beschäftigt hatte, sondern auch mit den "Klassikern" der christlichen Kirchen, konnte er sogar Kirchenväter zitieren, welche seine Thesen stützten. Wer Sédir eher als Rosenkreuzer oder Gnostiker kennt, wird von dem Inhalt der Briefe vielleicht etwas überrascht sein. Dabei steht Sédir durchaus zu seiner Vergangenheit. Er erwähnt sie sogar recht häufig in diesen Texten. Gerade aufgrund dieser Vergangenheit, weil er nämlich weiß, von was er spricht, wirken sie noch heute überzeugend.
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