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Das barbarische Europa
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Die Ursprünge der europäischen Kultur werden bis heute in erster Linie auf die antike Zivilisation des Mittelmeerraumes, den lateinisch-christlichen Kulturkreis zurückgeführt. Dabei hat die griechisch-römische Wahrnehmung des barbaricum lange nachgewirkt. Dessen Welt erstreckte sich vom keltischen Irland über den schottischen und skandinavischen Norden in die baltisch-ostlavisch-finnougrischen Wald- und Steppengebiete, sie umfasste östlich und nördlich von Rhein und Donau jene germanischen und slavischen Gemeinschaften, aus denen im frühen und hohen Mittelalter die territorial-politischen Grundlagen des heutigen Mitteleuropa entstanden. Dass die Kultur Europas auch weit verzweigte ¿barbarische¿ Wurzeln hat, dass auch das ¿barbarische Europa¿ einen wesentlichen Beitrag zur Ausbildung und Gestaltung Europas geleistet hat ¿ dies ist die Grundthese, die Karol Modzelewski in seinem vorliegenden, im Original 2004 erschienenen Werk entwickelt. Die weit angelegte, innovative Studie untersucht die Strukturen und den Wandel der sozialen Ordnung der ¿barbarischen¿ Völker. Das geschieht in erster Linie am Beispiel der mitteleuropäischen Germanen und Westslaven, doch werden vergleichend auch die skandinavischen und ostslavischen Verhältnisse mit einbezogen. Chronologisch umspannt die Analyse weit über ein Jahrtausend, das Spektrum der Schriftquellen erstreckt sich von Caesars ¿Commentarri de bello Gallica¿ bis zu hochmittelalterlichen Chroniken und Rechtsaufzeichnungen. Karol Modzelewskis opus magnum zeichnet das Bemühen aus, die detaillierte Quellenarbeit mit einer verallgemeinernden Modellbildung zu verbinden. Die umfassend dokumentierten Details und präzise herausgearbeiteten Einzelphänomene fließen so in diesem Werk zu einer beeindruckenden Synthese zusammen.
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