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»Das Neue Europa« 1933-1945
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Unter Europa ist nicht immer das gleiche verstanden
worden. Je nach Epoche und unter dem Einfluß
der jeweils dominanten Deutungseliten wurden
immer wieder andere »Akzente« gesetzt,
»neue« Traditionen entdeckt und »gestiftet« und
andere - epochenspezifische - europäische Werte
proklamiert. Europa wird konstruiert. Heute
ebenso wie in der Zeit vor 1945.
Im Mittelpunkt der vorliegenden Monographie
stehen »Sachbücher«, Reiseberichte und literarisch-
politische Schriften von acht Autorinnen
und Autoren, die maßgeblich am Europa-Diskurs
im Dritten Reich und zum Teil auch in der frühen
Bundesrepublik beteiligt waren. Einer von ihnen
ist Walther Kiaulehn. Kiaulehn entwirft im Zweiten
Weltkrieg in der Zeitschrift Signal einen europäischen
»Stammbaum« der etwas anderen, totalitären
Art - selbstverständlich unter Ausschluß des
halbasiatischen Rußlands und des »Europaflüchtlings
« England. England ist in Richtung USA »abgeschwommen
«. Für Ernst Wilhelm Eschmann
zählen Großbritannien ebenso wie Frankreich
ohnehin zu »Randeuropa«, die Mittelmächte
Deutschland und Italien dagegen zum eigentlichen
Kern des Kontinents. Europa entsteht aus
der Mitte heraus, und das Mittlere, Ausgewogene,
zwischen Tradition und Fortschritt Vermittelnde
prägen das Europäische. Radikal und ohne Sinn
für das Mittlere, das sind die anderen: die Amerikaner
mit ihren Wolkenkratzer-Phantasien und
die Bolschewiken mit ihrer kulturfeindlichen Tabula-
Rasa-Mentalität. »Das Neue Europa« dagegen
ist der Kontinent, auf dem in Übereinstimmung
mit dem historisch gewachsenen Maß, eine maßvolle,
moderate Moderne Gestalt annimmt. So
beispielsweise im »Neuen Bari«, der »Lieblingsstadt
des Fascismus«, die Gustav R. Hocke im
Jahr 1937 besucht und in der er statt gigantischer
Hochhäuser sehr viel kleinere, sechsgeschossige
Gebäude an der neugebauten Uferpromenade
antrifft.
Der Begriff »Das Neue Europa« begann sich
im Laufe der 1930er Jahre in Deutschland durchzusetzen
und gehörte mit Beginn des Zweiten
Weltkriegs zum festen Bestandteil des deutschen
Europa-Diskurses.
Carl Wege lehrt an der Universität Bielefeld.
Seine Forschungsarbeit ist im Schnittpunkt von
Literaturwissenschaft, Geschichte und Publizistik
angelegt. Zuletzt erschien von ihm der Band
Buchstabe und Maschine. Beschreibung einer
Allianz im Suhrkamp Verlag. Gegenwärtig arbeitet
er an einem Forschungsprojekt mit dem Titel
»Die Konstruktion einer Werte- und Schicksalsgemeinschaft.
Der Finnland-Diskurs in Deutschland
1933-1945«.
Fehlt beim Verlag, resp. Auslieferung/Lieferant