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Das Phänomen Merkel
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Was finden die Deutschen bloß an ihrer Kanzlerin? Judy Dempsey, irische Journalistin mit Wohnsitz in Berlin, schaut irritiert auf eine Politik, die vor allem dem Primat des Pragmatismus verpflichtet zu sein scheint. Visionen und Utopien? - Fehlanzeige. Oder ist gerade das die Strategie: immer nur fordern, was gerade möglich ist?
Möglich wäre jedenfalls noch viel mehr, stellt Dempsey fest. Deutschland ist ein nicht nur wirtschaftlich potentes Land, Angela Merkel eine der mächtigsten Frauen der Welt - aber sie scheut davor zurück, diese Macht konsequent einzusetzen. Oft wirkt es so, als würde sie eher lavieren als regieren: Der Wunsch, sich alle Optionen offenzuhalten, ist größer als der Ehrgeiz, die eigenen politischen Ziele durchzusetzen. Nur in wirtschaftlichen Fragen lässt sie ungeniert die Muskeln spielen.
"Unfinished business" nennt Dempsey in unnachahmlicher britischer Kürze diesen Politikstil. Er scheint das sehr nachkriegsdeutsche Bedürfnis zu befriedigen, Einfluss zu nehmen, aber es trotzdem allen recht zu machen. Damit entzieht sich Deutschland unter Merkel selbst die Möglichkeit, die politischen Verhältnisse auf nationaler und internationaler Eben zu gestalten. Doch zu spät ist es dafür nicht - wenn jetzt alle konsequent Kurs halten.
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