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Das Protektorat Böhmen und Mähren, Sozialgeschichtliche Aspekte
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Studienarbeit aus dem Jahr 2000 im Fachbereich Geschichte Europa - Deutschland - Nationalsozialismus, II. Weltkrieg, Note: 1, Universität Wien (Institut für Zeitgeschichte), Veranstaltung: Seminar für Zeitgeschichte: Geschichte der Tschechoslowakei, Sprache: Deutsch, Abstract: Nachdem im "Münchener Abkommen" vom 29. September 1938 die mehrheitlich von Deutschen bewohnten Grenzgebiete der Tschechoslowakischen Republik Deutschland zugesprochen worden waren, wurden am 15. März 1939 die böhmischen Länder von Deutschland militärisch besetzt und am 16. März das sogenannte "Protektorat Böhmen und Mähren" errichtet, das dem Deutschen Reich eingegliedert wurde. Die Slowakei hatte sich zwei Tage zuvor als "selbständiger" Vasallenstaat Deutschlands konstituiert. Nach R. Gebel war die Situation im Protektorat Böhmen und Mähren durch eine "Spannung zwischen Terror und Unterdrückung einerseits und einer fast erstaunlichen Normalität andererseits" gekennzeichnet. Diese Arbeit geht der Frage nach, wie die große Mehrheit der tschechischen Bevölkerung, die weder im Widerstand war noch kollaborierte, die Zeit des Protektorats erlebt hat.
Da die tschechische Bevölkerung dringend für die Produktion benötigt wurde, waren nicht alle Schichten gleich stark betroffen. Am härtesten trafen die deutschen Maßnahmen die Intellektuellen, während andere Gruppen der Bevölkerung, zum Beispiel Rüstungsarbeiter, eine eher bevorzugte Stellung einnahmen. Nach Unruhen im November 1939 wurden mehr als 1800 tschechische Studenten und Dozenten verhaftet, neun von ihnen ohne Gerichtsurteil erschossen. Alle tschechischen Universitäten und Hochschulen wurden geschlossen. Die tschechischen Zeitungen und Zeitschriften wurden "gleichgeschaltet" und einer Zensur unterworfen, die mit der Zeit immer unerträglicher wurde. Hunderttausende Einwohner des Protektorats waren zwischen 1939 und 1945 im Arbeitseinsatz im deutschen Reich, zunächst freiwillig, dann immer mehr unter Zwang. Zwangsarbeit gab es aber auch im Protektorat selbst. Viele der Maßnahmen bedeuteten nicht nur eine Einschränkung der Freiheit, sondern verletzten auch das National- und Selbstgefühl der Betroffenen.
Die schwerste Krise durchlebte die Bevölkerung nach dem Attentat auf Heydrich im Juni 1942. Die Angaben über die Zahl der Opfer an Menschenleben unter der nichtjüdischen Bevölkerung des Protektorats bewegen sich zwischen 36.700 und 55.000. Für die jüdische Bevölkerung des Protektorats gab die tschechisch-deutsche Historikerkommission im Jahr 1996 eine Zahl von ca. 78.000 Personen an. Auch die meisten Roma - ca. 6.000 Personen - fielen der NS-Rassenpolitik zum Opfer.
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