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Das Schlaraffenland verwildeter Ideen
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Die Studie untersucht das Prosaschaffen von Jakob Michael Reinhold Lenz als einen Beitrag zur modernen Erzähltheorie. Sie beurteilt die Widerspenstigkeit - die Brüche, die Offenheit und die oft monierte Ambivalenz der lenzschen Prosatexte - als bedeutungstragend. Dabei wird auch die Beziehung zwischen fiktionalen und theoretischen Schriften neu bewertet, indem auf strukturelle Ähnlichkeiten statt auf Unterschiede verwiesen wird. In beiden Textsorten steht die Vorstellung von Handlung - als Streben, sich neuen Erfahrungen aussetzen und Bewegung verstanden - inhaltlich-konzeptuell im Mittelpunkt. Die dynamische Schreibtechnik der lenzschen Prosatexte vermittelt den Eindruck der Vorläufigkeit und der beschränkten Erfassung der Wirklichkeit. Lenz konzipiert die Erkenntniserweiterung als Bewegungsprozess und problematisiert mit diesem Verfahren gleichzeitig das Vertrauen in feste und eindeutige stabile Wirklichkeitsentwürfe. Konsequenterweise hinterfragen die fiktionalen Prosatexte dann auch die konventionellen Formen der Subjektkonstruktion der etablierten narrativen (Biographie-)Modelle, wie sie in den zeitgenössischen Prosa- und Romanformen vorlagen. Die Prosatexte lehnen lineares Erzählen als Vereinfachung ab, da sich der Sinn nicht stringent in der Aneinanderreihung von Worten entwickelt, sondern immer wieder von Bildern und Assoziationen unterbrochen wird. Innovativ ist dabei die poetische Suchbewegung, die entwirft und verwirft und Einsichten lediglich in Momenten zu synthetisieren vermag.
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