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Das Vermächtnis des Christlichen Orients

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Der Christliche Orient, die in ihrer Frühzeit am weitesten ausgedehnte sowie kulturell und sprachlich vielfältigste Ursprungsregion einer Weltregion, hat einen gewaltigen Schatz an Textzeugnissen hinterlassen. Dank philologischer Meisterarbeit sind diese Zeugnisse inzwischen größtenteils aufbereitet und gesichert. So verdienstvoll diese Bemühungen sind, sie lassen die Frage offen, ob diese uns fremd gewordene Kultur nur für sich selbst spricht oder ob sie uns in ihrer Bedeutung epochenübergreifend näher rücken kann. Um dieser Frage nachzugehen, bedarf es einer Relecture der vorhandenen Texte. Heinz Otto Luthe unternimmt dies am Beispiel ausgewählter Zeugnisse aus der Frühzeit des syrischen Christentums, Auszügen aus Bardaisan, Aphrahat und Ephräm. Dabei erweist sich die Kulturbedeutung dieser Epoche als ein Vermächtnis dreifacher Öffnung und Herausforderung: einer Öffnung des Zeithorizontes und damit der Herausforderung des Unabgeschlossenen, einer Öffnung des Kulturhorizontes und damit der Herausforderung des Vielfältigen, und schließlich einer Öffnung des Sprachhorizontes und damit der Herausforderung des Uneindeutigen. Dieses Vermächtnis der Öffnung konnte auch mit der fortschreitenden Institutionalisierung der christlichen Kirchen und dem damit verbundenen Anspruch auf Endgültigkeit, Ausschließlichkeit und Eindeutigkeit nicht völlig verdrängt werden. Vielmehr erweist es sich im Prozess der Ökumene als weiterhin wirksam. Dabei bleibt seine Bedeutung nicht nur im Hinblick auf den Entwicklungsprozess christlicher Kirchen weiter zu klären, sondern stellt darüber hinaus auch für die Untersuchung der Dynamik von Kultur ganz allgemein eine vielversprechende Aufgabe dar.
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