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Der denkende Landwirt
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Landwirtschaft war im 18. Jahrhundert ein Modethema, ihre vermeintlich mechanische Praxis schickte sich jedoch nicht für die »höheren Stände«. Angehörige einer aufstrebenden Mittelschicht bereiteten vor, was sich dann nach der Wende zum 19. Jahrhundert durchsetzte: eine Wissenschaft, die auch Hand anlegt.Das aufklärerische Projekt einer wissenschaftlichen Landwirtschaft war zunächst literarisch: Als »wissenschaftlich« galt im 18. Jahrhundert vor allem die systematische Aufbereitung vorhandenen Wissens in Texten und Vorträgen. Dass Gelehrte selbst den Pflug führten, lag außerhalb des Vorstellbaren, doch nach Jahrzehnten intensiver Debatten geschah das vormals Unerhörte: Albrecht Daniel Thaer zog mit seiner Lehranstalt aufs Land, Gelehrte standen auf dem Acker.Die Studie zeichnet den Umbruch zwischen enzyklopädisch-klassifizierender und empirisch-forschender Wissenspraxis am Beispiel der Frühgeschichte der Agrarwissenschaft nach. In historisch-semantischen Feinanalysen arbeitet die Autorin eindrucksvoll die Verquickung zwischen geltender Sozialordnung und Wissenschaftsverständnis heraus. In den konzeptuellen Grundlagen der Thaer'schen Landwirtschaftslehre, die erstmals nicht als Ursprung, sondern als Produkt einer vorherigen Entwicklung interpretiert wird, erkennt sie die Spuren des sozialen Wandels.
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