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Der Umbruch zur Moderne im Klang
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Warum hast du gelebt? Warum hast du gelitten? Ist das alles nur ein grosser, furchtbarer Spass?" (Gustav Mahler, 1896)
Mit dem Anbruch des 19. Jahrhunderts bezog sich die Menschheit zum ersten Mal in ihrer abendländischen Geschichte auf einen säkularen Rahmen, auf ein waches Bewusstsein ihrer selbst und ihrer Identität. Angesichts der Vielzahl von in jeder Hinsicht "revolutionären" Entwicklungs- und Umbruchphänomenen trägt das Säkulum den Charakter einer völlig eigenen Epoche. Dieser ist in erster Linie vom Weg in die Moderne geprägt und manifestiert sich in einem sämtliche Lebenswelten durchziehenden Fortschrittsdenken.
Gerade die komplexe Entwicklung der europäischen Kultur- und damit auch Musikgeschichte des 19. Jahrhunderts auf dem Weg in die Moderne war, analog zur Heterogenität der gesamten Epoche, höchst ambivalent: Rationalisierung, Technisierung, Demokratisierung, Liberalismus, Konstitutionalismus und Nationenbildung prägten den historischen Prozess und wurden von negativen Begleiterscheinungen wie Entzauberung, Ausbeutung, Imperialismus, Nationalismus und gesellschaftlicher Segregation unterströmt.
Diese ebenso attraktive wie abstossende Seite der modernen Gesellschaft bildete den Gegenstand einer intensiven Kulturarbeit, die im 19. Jahrhundert geleistet wurde und die im vorliegenden Beitrag am Beispiel Gustav Mahlers (1860-1911) gezeigt wird. Von Mahlers ersten Werken an bestimmt die Verschränkung von Weltlauf und Transzendenz, Empörung und Euphorie sowie von Tristesse und Trost den komplexen Gehalt seiner Musik und widerspiegelt zugleich die zeitgenössischen gesellschaftlichen Aggregatzustände. Wohl gerade deshalb ist Mahlers Musik so unverhohlen wie authentisch, so doppelbödig wie visionär. Und sie offenbart bis in die Gegenwart hinein die Auseinandersetzung des Individuums mit der ewigen Frage, wie die Welt ist - und wie sie sein sollte.
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