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Die epistemologischen Jahre
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Epistemologie - hinter diesem Wort verbarg sich im intellektuellen Paris der 1960er- und 1970er-Jahre mehr als nur eine philosophische
Teildisziplin, die nach dem Wissen fragt. Epistemologie avancierte bei Strukturalisten, Marxisten, Dekonstruktivisten und vielen anderen kritischen Geistern, die sich damals zwischen der Universität, dem Café und der Strasse im radikalen Denken übten, zum vorherrschenden akademischen Diskurs der Stunde. Als Zauberformel der Philosophie stand sie für eine intellektuelle Haltung, mit der man die Welt des Denkens vermeintlich auf den Begriff bringen konnte.
Von der Epistemologie ging eine Provokation aus: die Philosophie könne ihre Themen und Fragen nur aus der Beschäftigung mit dem zeitgenössischen wissenschaftlichen Denken hervorholen. Georges Canguilhem, Michel Foucault, Louis Althusser und Co. haben daher über die modernen Naturwissenschaften nachgedacht, sich von ihnen inspirieren und anleiten lassen, sie aber auch hinterfragt und kritisiert. Da sich zur selben Zeit die Molekularbiologen durch die Entdeckung des genetischen Codes anschickten, Grundfragen des Lebens neu und vor allem selbständig zu bestimmen, ergab sich eine brisante Konstellation. Wer besass künftig die Deutungshoheit?
Onur Erdur zeichnet in seinem Buch die Geschichte dieses Aufeinandertreffens von Philosophie und Biologie in ihren unterschiedlichen Etappen und Facetten nach, indem er den Protagonisten in die Hörsäle und vor die Fernsehkameras, in die Wirren des Pariser Mai 1968 und bis hin nach Kalifornien folgt.
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