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Die Freiheit ist mir lieber als mein Leben
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Wenn es jemanden in der DDR gegeben hat, der die Staatsideologie der SED bereits in ihrer Anfangszeit schonungslos entlarvt hat, dann war es der aus dem Erzgebirge stammende Oberschüler Hermann Flade. Als im Oktober 1950 die ersten Volkskammerwahlen stattfinden sollten, griff er mit einer individuellen Protestaktion das von der Einheitspartei vertretene Demokratieverständnis frontal an und charakterisierte es als totalitäre Herrschaft, die weder Pluralität noch Gewaltenteilung kannte.
Wie brutal der Staatsapparat auf die Verteilung von Flugblättern in der Provinz reagierte, wurde deutlich, als man den Achtzehnjährigen in einem Schauprozess zunächst zum Tode verurteilte. Erst eine internationale Protestkampagne führte dazu, dass das Urteil revidiert und Flade zu einer langjährigen Haftstrafe verurteilt wurde. Ein Jahrzehnt lang musste er die Qualen und Demütigungen so berüchtigter Gefängnisse wie Bautzen, Torgau und Waldheim über sich ergehen lassen.
Als er 1960 entlassen wurde und sich in den Westen absetzen konnte, blieb der junge Oppositionelle weiter ein erbitterter Gegner des SED-Regimes. Er studierte Politische Philosophie, um seinem Handeln ein theoretisches Fundament geben zu können. Ein an Hannah Arendt orientierter Freiheitsbegriff schien ihm die entscheidende Voraussetzung für eine parlamentarische Demokratie, die ihren Namen verdiente. An einen heute vergessenen Mann wie Flade zu erinnern bedeutet auch, sich jener unteilbaren Fundamente zu vergewissern, die erst nach der deutschen Einigung für alle Deutschen gleichermaßen Geltung erlangt haben.
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