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Die Goldquelle
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Zwei Jahre Zuchthaus sind eine lange Zeit, man möchte meinen, sie könnten eine Frau vernichten. Aber Franziska wurde nicht vernichtet, sie wurde nur um zwei Jahre älter, und da ihr Alter nicht abzuschätzen und das Material ihrer Schönheit nicht zu zerstören war, konnte man auch sagen, sie war nun zwei Jahre weniger jung. Vor dem Tor der Frauenstrafanstalt erwartete die Entlassene ein soignierter Herr in mittleren Jahren, mit strahlendem Lächeln. Sie hatte zu dieser Stunde keine Wahl, wem anders sie Glück bringen sollte, und sie hatte es auch nicht zu bereuen, der überraschenden Erscheinung ihres geschiedenen Mannes und seinem kühnen Vorschlag gefolgt zu sein. Es erwies sich, daß ihre schöne, tiefe, weiche und harte, zarte und gellende Stimme unter der Leitung des bewährten Fachmannes zu einer sehr merkwürdigen, neuartigen und wirksamen Form des Sprechgesanges, des Kabarett-Melodrams gebracht werden konnte. Herr René Brio suchte auch keinen anderen Namen für sie, sondern spekulierte geradezu auf ihren gerichtsnotorischen: Franziska Vio, zu dem er sich dann von seinen langhaarigen literarischen Mitarbeitern eine Art Sketch oder Melodram mit dem Titel »Die Goldquelle« schreiben ließ. Der Erfolg war ungeheuer, und die große Zeit der »Guillotine« brach mit der rothaarigen und grünäugigen Franziska Vio an, die im engen, schwarzen, hochgeschlossenen Kleid und in merkwürdig erregender Starre ihre gereimten und von begabter Musik begleiteten Konfessionen machte. [Textauszug]
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