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Die vier Spiegel des Emirs von Córdoba
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PROLOGDas Emirat von Córdoba: Erste mittelalterliche Hochkultur in Europa. Sinnbild für das friedliche Miteinander der Völker.Die Moschee zu Córdoba: Ältestes vollständig erhaltenes Bauwerk Spaniens. Seit Menschengedenken geistiges Zentrum der andalusischen Metropole. Reiseziel für 1, 2 Millionen Besucher jährlich.Wer, so fragte ich mich, hatte die Religionen zusammengeführt? Wer hatte da seinen Willen Form werden lassen? Wer die Jahrhunderte überbrückt mit einem wundersamen Wald aus Säulen und Bögen?Die Andenkenläden Córdobas gaben keine zufrieden stellende Auskunft, der seriöse Buchhandel ebenso wenig - nicht einmal die Bibliothek der ehrwürdigen Universität Córdobas wusste Antwort. Allein ein dünnes Bändchen aus der Feder des Archivars der Moschee in spanischer Sprache berichtete in groben Zügen vom Leben dieses Manns mit dem seltsamen Namen Abd al-Rahman.Das Thema sollte mich nicht mehr loslassen. Und so habe ich mich auf Wanderschaft begeben, habe Bibliotheken und Archive durchforstet, Archäologen befragt und ihre Ausgrabungen besucht, das Gastrecht und die uralten Kenntnisse der Beduinen in Anspruch genommen. In Aachen, Aleppo, Alexandria, Amman, Archidona und Aqaba. In Berlin und Barcelona. In Córdoba, Damaskus und Douz. In Granada, Kairouan, Tarifa und Tunis. In der Syrischen Wüste, der Sahara und auf Djerba.Ich bin zu den Schauplätzen eines außergewöhnlichen Lebens gereist, habe die geschwungenen Glyphen des Arabischen erlernt. Ich wollte durch Abd al-Rahmans Augen sehen, seinen Wegen, Irrwegen, Um- und Auswegen folgen. Am Euphrat stand ich, als alle historischen Quellen wieder einmal versiegten, und fragte mich: Was würde ich tun an diesem Ort, in seiner Situation? Wohin würde ich mich wenden?Mit den Jahren fügten sich die Teile einer abenteuerlichen Geschichte zusammen. Eine Geschichte voller Liebe, Tod, Leid und Leidenschaft, voll Triumph und Melancholie. Eine Geschichte, die mein inneres Auge in Cinemascope zu sehen begann.Bei meinen Nachforschungen stieß ich auf eine Datenlage, die ständig zwischen detailverliebter Beredsamkeit und ehernem Schweigen pendelte. Berichten die Quellen eben noch sehr ausführlich, dass das Heer grüne Kichererbsen aß am Vorabend der Schlacht, so verschwinden Abd al-Rahman und die Seinen im nächsten Moment im Dunkel der Vergangenheit, um an anderem Ort und unter anderen Umständen ebenso facettenreich wieder aufzutauchen.Diese Extreme erwiesen sich als eigentliche Herausforderung dieser Biographie. Wie ließen sich all die Einzelheiten auf der einen Seite mit schierer Informationsnot auf der anderen vereinbaren? Ich entschied mich für den orientalischen Weg: Nichts erträgt der nah-östliche Chronist weniger als den plötzlichen Abbruch einer Geschichte. Wo Informationen fehlen, Quellen versiegen, Zeugen schweigen, da führt er selbst die Handlung unbekümmert fort. So dürften das Alte Testament entstanden sein und die Helden-Epen der arabischen Stämme. Und so erscheint zum 1220. Todestag des Emirs ein hoffentlich umfassendes Portrait dieser wichtigen und dennoch kaum bekannten Person und ihrer Epoche.Das vorliegende Buch ist Fact Fiction: Einerseits hält es sich strikt an historische Tatsachen, ein wissenschaftlicher Appendix informiert über Orte, Personen und Ereignisse. Andererseits ist es, bei aller Genauigkeit, ein Roman mit vielen kleinen Dingen am Wegesrand. Ein lebendiges Bild jenes einsamen west-östlichen Herrschers Abd al-Rahman I. unter Verwendung von Original-Zitaten - viele aus der Feder des Emirs selbst.Die vier Spiegel des Emirs von Córdoba versuchen eine Annäherung an den aufgeklärten Islam Andalusiens - ohne romantische Überhöhung und ohne Anbiederung an die fremde Kultur. Damit trägt dieser Roman auch zur Entkräftung jener gefährlichen These des Harvard-Professors Samuel Huntington von einem unvermeidlichen Clash of Civilizations bei. Das Gegenteil ist wahr: Die drei abrahamitischen Religionen gerieten in keinen Kampf der Kulturen. Vielmehr befruchteten sie sich gegenseitig und legten letzten Endes den Grundstein zur Vernunftphilosophie, dem Glücksfall Europas, der den Kontinent aus der Finsternis des Mittelalters hinausführte.Ob dieses Projekt seinem Anspruch genügt, gleichzeitig informativ und unterhaltsam zu sein, mag nun der Leser entscheiden.Für ihre wissenschaftliche und organisatorische Unterstützung gebührt besonderer Dank:Francisco Javier Criado Atalaya, Stadtschreiber von TarifaProf. Donald Whitcomb, University of Chicago, für seine Ausführungen in al-HaderIsidoro Otero Cabpiera, Historiker und engagierter Archäologe, ArchidonaDr. Wolf-Dietrich Fromm, Institut für Islamwissenschaften, FU BerlinAdel Khatib, Informationsministerium Damaskus, Abteilung DeutschlandAli Mifleh vom Stamm der al-Noamat (Jordanien) für seine Gastfreundschaft und die Einführung in die Gebräuche der Beduinenden Fahrern Ossama Jamal Abd al-Aziz (Ägypten), Kamal Sulayman (Jordanien) und Said Shibly (Syrien) für ihre Geduld, Hilfsbereitschaft und Ortskenntnisdem ägyptischen Religionswissenschaftler Sharif Himeida MuftahMohamed Toumi für Verbesserungen der arabischen UmschriftenBelgacem Abd el-Latif, dem Poeten der Wüste, für sein Wissen über Bewohner, Tiere und Pflanzen der Nord-SaharaHadef Belgacem, Direktor des Musée de Douz, der einen großen theoretischen Fehler verhindern halfund Michaela M. Müller für ihre exakte Durchsicht und Korrektur.Berlin, 30. September 2008
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