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Dogma im Wandel
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Die zwei unterscheidbaren, aber nicht trennscharf voneinander abgrenzbaren Fragen, denen sich das Dogma stellen muss: Ist erstens der Wahrheitsanspruch des Christentums, den das Dogma propositional formuliert, berechtigt, und bringt zweitens das Dogma das Evangelium adäquat zum Ausdruck? Dieser letzten Frage (und nur ihr) widmet sich das vorliegende Buch. Es greift eine paradoxe Situation auf. Selten zuvor in der Geschichte des Christentums wurde so viel über Veränderung gestritten wie heute. Selten zuvor wurde aber auch so wenig grundsätzlich darüber nachgedacht, wie Entwicklung im theologischen Sinne zu deuten ist. Das war nicht immer so.Der Streit über die Notwendigkeit oder die Illegitimität von Veränderungen hat heute nicht nachgelassen - im Gegenteil. Mit einer Einzelfragen übersteigenden Reflexion auf das Phänomen dogmatischer Entwicklung wird er aber nur noch selten verbunden, obwohl dieses Grundproblem stets mitschwingt.Zu diesen Diskussionen wollen die folgenden Überlegungen einen Beitrag leisten. Sie enthalten keine Wunschliste an Dingen, die sich ändern sollten. Aber sie betten die Reformdiskurse in einen dogmengeschichtlichen und theologischen Kontext ein, der zeigt, dass der Spielraum für Veränderungen größer ist als manche meinen. Denn die Kirche ist nur deshalb die, die sie heute ist, weil sie Kontinuität und Diskontinuität zu verbinden wusste - mit anderen Worten: weil sie sich entwickelt hat, um das ihr anvertraute Evangelium stets neu in die Gegenwart, die Ort und Ziel ihrer Sendung ist, hineinzutragen. Dass sie in der Vergangenheit dazu in der Lage war, heißt nicht notwendigerweise, dass sie es auch in Zukunft sein wird. Dieses Buch will zeigen, dass die Vergangenheit weitaus weniger eng war als manche behaupten und aus dieser Ambivalenz heraus die Hoffnung nähren, dass was einmal möglich war, in Zukunft zumindest nicht unmöglich sein wird.
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