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Edition Privat
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Edition Privat war von den 1990ern bis 2010 eine der führenden Pornofilmproduktionsfirmen Österreichs. Claudia und Rudi, die beiden Köpfe dahinter, haben sich bei einem Dreh kennengelernt: sie vor, er hinter der Kamera. Seit 20 Jahren sind sie ein Paar und leben mittlerweile gemeinsam zurückgezogen am Stadtrand von Wien. Damals wollten sie keine herkömmlichen Sexfilme drehen, sondern dorthin, wo's interessant wird, wo's ans Eingemachte geht, wo's wehtut - und das nicht nur vor jenem Lachen, das einem im Hals steckenbleibt, wo Elizabeth T. Spira mit ihren "Alltagsgeschichten" nur anstreifte, wofür Ulrich Seidl vielleicht zu intellektuell ist, und wozu andere Menschen keinen Zugang haben - oder haben wollen.
Claudia und Rudi öffnen hier für Clemens Marschall erstmals ihre Fotoarchive und erzählen aus ihrem bizarren Nähkästchen: vom Gemeindebau ins extravagante Studio und zurück, über Castings, Filmdrehs und die Feiern danach, über Leck-to-Gos und grenzwertige Spiele, über ihren jahrelangen nichtsexuellen Sklaven, den Verleger Victor "Vickerl" Hennemann und seine berüchtigten Swingerlokale, die Domina Roxanne, die "Analgeburten" moderierte, Pfarrer, die ihre Kutten heben, den Schauspieler Haymon Maria Buttinger, der, wenn nicht unter Claus Peymann im Burgtheater, bei Edition Privat spielte, den ultrakonservativen "Pornojäger" Martin Humer und dessen "Lieblingsfeind" Peter Janisch, Charaktere wie Urindl, Wodka-Anderl, Mumienficker, Reptilienflüsterer, Nazi-Kurtl, Analisa, Klodeckel-Resi, Blunzn, den Godfather of Gacki sowie Polizisten, Burenhäutlstrizzis und Politiker.
Claudia und Rudi sind ein schräges, aber gleichzeitig bodenständiges und sympathisches Wiener Paarl. Sie gewähren sehr persönliche Einblicke in eine verborgene, teils groteske Subkultur, fern davon, sie zu verklären oder zu romantisieren. Einen Porno würden sich die beiden ohnehin nie ansehen, lieber organisieren sie ihre eigenen Swingerparties. Sie geben ein Stück Zeitgeschichte wieder, das sonst höchstens heimlich bis heuchlerisch beäugt wird. Viel eher als um Pornographisches geht es hier aber um Menschliches, Existenzielles, Urkomisches, Abgründiges. Ein abstruses Kaleidoskop, das man nicht erfinden könnte: ein Auge zum Lachen, eines zum Weinen - und eines zum Zumachen. Wenn Manfred Deix Sexfilme mit John Waters in Wien gedreht hätte ...
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