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Ein ernstes Leben
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Mit der Auslieferung seines Romans Ein ernstes Leben (November 1952) erlebte Heinrich Mann zugleich seine letzte Buchpublikation auf deutschem Boden vor seiner Emigration. Wenige Wochen später, nach der sogenannten Machtergreifung, flüchtete er ins Exil. Viel spricht dafür, daß gerade dieses Buch auf dem Scheiterhaufen der Bücherverbrennung vom 10. Mai 1933 gelandet ist. Der zweite Feuerspruch lautete: »Gegen Dekadenz und moralischen Verfall! Für Zucht und Sitte in Familie und Staat! Ich übergebe der Flamme die Schriften von Heinrich Mann [...].« Mit der Hauptfigur des Romans, Marie Lehning, war in der Tat nicht viel Staat zu machen. Heinrich Mann zeichnete eine Figur, deren Lebens-weg weit mehr von der Verfassung der Gesellschaft und den wirtschaftlichen Verhältnissen als von eigenen Entscheidun-gen bestimmt wird. Gemeint war die Nachinflationsgesellschaft während der Endphase der Weimarer Republik. Her-bert Ihering schrieb über die schuldhaft-schuldlose Marie:
»[...] eine epische Gestalt, gestellt in einen kriminalistischen Roman. Eine Frau, wie sie alle großen Epiker der Weltliteratur gesehen haben, beispielhaft, vom Land, vom Dorf, vom Meer hineinwachsend in die Welt der Großstädte, ausgenutzt, fast untergehend und doch sich behauptend.« Neben anderem ist dieser Roman eine unverhohlene Liebeserklärung an Heinrich Manns damalige Lebensgefährtin (und spätere Ehefrau) Nelly Kröger. Die Fischerstochter aus Niendorf an der Ostsee hatte jahrelang als Bardame im Berliner Kurfürstendamm-Viertel gearbeitet. Etliche Freunde und Kollegen Heinrich Manns empfanden die um siebenundzwanzig Jahre jüngere Geliebte als Skandalen, die Familie Thomas Manns kam ihr nicht eben mit Herzlichkeit entgegen. Fraglos dürfte Nelly Kröger dem Autor manches aus dem Straßen- und Ganovenjargon zuge-tragen haben, was er dann im Roman verwendet hat.
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