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Erinnerungen

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Irmgard Ruppel erinnert sich an ihre Erlebnisse in der Weimarer Zeit und an die Schrecken des Nazi-Regimes. So bescherte sie sich schwierige Tage des Verarbeitens und Verstehen-Wollens, an denen sie nachgeborene Generationen nun teilhaben lässt. Auf diesen Seiten werden längst verschüttet geglaubte Erinnerungen von den 20er Jahren in Berlin bis in die 70er Jahre in den USA wieder lebendig, die Irmgard Ruppel viele Jahre in ihrer neuen Heimat unter Verschluss gehalten hatte. Was diese Zeitzeugin in ihrem schmalen Band für Ihre persönliche Nachwelt aufschrieb, wird hier zu einem Dokument von sozialhistorischem Wert für all jene, die keine unmittelbare Erfahrung mit dieser Zeit des politischen Umbruchs und des schier unsagbaren menschlichen Leids der Hitler-Jahre gemacht haben. Aus dem Blickwinkel einer Tochter aus einem politisch engagierten, großbürgerlichen Elternhaus erlebte Ruppel in Berlin den Untergang der Weimarer Republik sowie Aufstieg und Zusammenbruch der NS-Herrschaft. Am eigenen Leib bekam sie zu spüren, welche persönlichen Katastrophen in dieser Zeit auf die Menschen hereinbrachen und wie sie durch eine falsche Ideologie ins Unglück gestürzt wurden. Auf dem Weg durch ihre Geschichte findet sie sich zum sonntäglichen Mittagessen mit Vettern und Cousinen im Haus ihrer Großeltern wieder oder begegnet in repräsentativen Villen Kindern späterer Funktionsträger des NS-Regimes. Sie erzählt von langen Reisen mit ihren Eltern, über ihre Erlebnisse in der Schule - und wie sie dort von der Schulleiterin erfährt, dass sie sich ganz besonders gut betragen müsse, da sie "nicht ganz arisch sei". Schließlich gerät sie mit dem raueren Leben der unmittelbaren Vorkriegszeit in Kontakt, indem sie im Rahmen des "Reichsarbeitsdienstes" eingezogen wird und als "Arbeitsmaid" ihre Zeit unter einer strengen Führerin in einem eiskalten Lager zubringen muss, um Dienst in Ställen und Kneipen zu verrichten. Bald schon bricht der Krieg in Europa los und auch die eigene Familie mit jüdischen Vorfahren bleibt von tief schmerzhaften Kriegserfahrungen - wie Bespitzelungen, Repressalien gegen jüdische Familienmitglieder, bange Stunden in Luftschutzkellern, Freitodentscheidungen und Todesfällen - nicht verschont, bis eines Tages das Nazi-Grauen in Gestalt der Gestapo auch auf Irmard Ruppel mit aller Gewalt einbricht und ihre Existenz bedroht: Zunächst findet sie sich in einem Verhörbüro wieder, sie erfährt vom Freitod ihres Vaters während seiner Haft und wird schließlich selbst in das Konzentrationslager Sachsenhausen, später nach Ravensbrück transportiert und in Einzelhaft gesperrt, um schließlich vor dem berühmt-berüchtigten Volksgerichtshof unter Vorsitz des Nazirichters Roland Freisler zu landen... Immer wieder packt den Leser die Wut, wenn er dergleichen liest. Aber dieser Wut wirkt der Mut, die Pfiffigkeit und der Humor der Autorin entgegen, die es auf abenteuerliche Weise schaffte, aus den Klauen der Nazis zu fliehen. Kurz vor Einmarsch der Russen gelingt ihr die Flucht aus Berlin. Auf Umwegen landet sie in Hamburg und findet dort eine Arbeit. Schließlich kann sie sich ihre »Sehnsucht nach der heilen Welt« erfüllen und 1947 nach New York auswandern, wo sie ihren Mann kennen lernt. Die neue Heimat in der Freiheit lässt die harten zurückliegenden Jahre und Schicksalsschläge langsam verstummen und bringt ihr ein neues Leben. In diesen Erinnerungen finden längst verblasste Bilder in knappen, wahren Worten zu neuem Leben und mahnen so zwischen den Zeilen zur steten Wachsamkeit über die starke und doch gefährdete Demokratie, die unserer stetigen Pflege bedarf.
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