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Erzählte Heiligkeit

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Unmittelbar nach dem Tod Elisabeths von Thüringen entstehen im Zusammenhang des Heiligsprechungsprozesses die ersten Viten. Überaus wirkmächtig bis in die frühe Neuzeit hinein wurde die 'Elisabeth-Vita' Dietrichs von Apolda, der auch als erster den Sängerstreit auf der Wartburg in den Zusammenhang mit der Elisabeth-Vita gestellt hat. Der Beitrag analysiert zwei volkssprachliche Elisabeth-Viten, die aufgrund ihres epischen Umfangs 'ins Erzählen geraten' und dabei Anleihen bei anderen Gattungen als der Hagiographie machen. Zum einen geht es um die um 1300 entstandene sogenannte hessische Verslegende, in der der unbekannte Verfasser in Motivik, Wortwahl und Figurenzeichnung immer wieder Anleihen beim höfischen Roman macht und so ein geradezu dem Leben und Wirken Elisabeths gegenläufiges Interesse an höfischer Pracht und Kultur zeigt. Die Spannung, die so die Dichtung prägt, bildet in gewisser Weise die Spannung nach, die Elisabeths Leben am Thüringer Landgrafenhof gekennzeichnet haben wird. Rund 100 Jahre später ist Johannes Rothes Elisabeth-Dichtung entstanden, die sich nun deutlich der Chronistik annähert, indem sie zahlreiche Passagen aus der Landesgeschichte aufgreift, die wenig oder nichts mit Elisabeths Leben zu tun haben. Ein besonderes Interesse findet deshalb auch das Leben und Wirken Ludwigs, des Ehemanns der heiligen Elisabeth, sowie seines 'bösen' Nachfolgers, Heinrich Raspe, der für die Vertreibung Elisabeths verantwortlich war und aus der Perspektive Rothes auch für die Ermordung ihres Sohnes. Mit der Prophezeiung Klingsors, dass Elisabeth dem Lande Thüringen zu Nutzen und Freude dienen werde, wird die Heilige als Landesmutter konturiert.
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