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Found in translation: Paul Celan im Dialog mit Emily Dickinson

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Im Bereich der amerikanischen Lyrik hat sich der deutsch-jüdische Dichter und Übersetzer Paul Celan (1920-1970) mit der Neu Engländerin Emily Dickinson (1830-1886) am längsten und intensivsten beschäftigt. Diese ist seit dem 20. Jahrhundert auch in Europa für ihre schwer zugängliche und radikal moderne Lyrik bekannt. Celans dichterisches und übersetzerisches Interesse an ihrer Dichtung wird vor allem durch die im Deutschen Literaturarchiv in Marbach erhaltenen Nachlassmateralien dokumentiert, die die zehn zu Lebzeiten veröffentlichten Dickinson-Übersetzungen ergänzen und eine Neuperspektivierung ermöglichen. Zur Behandlung dieser Übersetzungsmaterialien werden in der vorliegenden Arbeit Forschungsperspektiven der germanistischen und amerikanistischen Literaturwissenschaft und Rezeptionsforschung, der Übersetzungs- und der Editionswissenschaft gebündelt. Den methodischen Schwerpunkt stellt die Rekonstruktion des Arbeitsprozesses dar. Durch die Betrachtung des gesamten nun zugänglich gewordenen Übersetzungszeitraums werden charakteristische Veränderungen in der Auswahl und Bearbeitung der Originaltexte feststellbar, die mit zeitgleichen biographischen Ereignissen zusammenhängen oder durch parallele poetische Arbeiten motiviert sind. So zeigen vor allem die Arbeiten zur Niemandsrose intensive thematische und poetologische Verbindungen zu den unveröffentlichten Übersetzungen. In Bezug auf die übersetzerischen Prozesse werden unterschiedliche Phasen und Bearbeitungsweisen erkennbar, die eine Differenzierung von Celans metaphorischer Erklärung des Übersetzungsprozesses als "Sprung" oder "Brückenbauen" erlauben und Details sowie allgemeine Phasenabläufe des Übersetzungsprozess erkennen lassen, die durch die konventionelle Methode des Übersetzungsvergleichs nicht sichtbar werden. Dabei werden sowohl die konkreten physischen Spuren des Übersetzungsprozesses als auch weniger dokumentierte Abläufe wie das Lesen und Auswählen von Texten einbezogen. Abgestützt werden diese Erkenntnisse durch eine vergleichende Betrachtung der beiden Frost-Übersetzungen aus demselben Werkbereich, die Celans Übersetzen erneut als einen kreativen Akt charakterisieren. Zu den Ergebnissen der Arbeit zählt insgesamt eine sowohl in der Celan- als auch in der Übersetzungsforschung einmalige und umfassende Darstellung des übersetzerischen Dialogs mit Dickinson. Dieser ist weder allein als ein freies Dichten noch als eine mechanische Übertragung einzelner fremdsprachlicher Elemente zu verstehen und kann nur im Hinblick auf Paul Celans Poetik des Dialogs hinreichend erfasst und gedeutet werden. Weil außerdem Dickinsons Werk zur Zeit von Celans Übersetzungen in Europa noch kaum bekannt war, können Celans Arbeiten außerdem als Pioniertat der deutschsprachigen Dickinson-Übersetzung eingeordnet werden. Vor allem wird aber im Zusammenhang mit Celans Arbeitsweise die Notwendigkeit eines erweiterten Übersetzungsbegriffs deutlich, der Techniken wie das Anknüpfen an Elemente der eigenen Dichtung, die Auseinandersetzung mit Übersetzungen desselben Textes in einer zweiten Fremdsprache, die Übertragung von Briefzitaten in die eigene Dichtung usw. einschließt. Am Ende der Arbeit werden aus den Ergebnissen Vorschläge für eine kritische Edition abgeleitet, die im Rahmen der historisch-kritischen Bonner Celan Ausgabe Anwendung finden können. Konkret wird eine digitalisierte Form der Übersetzungsedition befürwortet, die räumliche und zeitliche Relationen der Textzeugen sowie die Übersetzungsrelation und alle anderen in Celans Übersetzungsprozess enthaltenen Informationsrelationen im Hypertext vernetzt und benutzerfreundlich darbietet. Damit eröffnet die Arbeit einen neuen Erkenntnishorizont sowohl zur Autorenforschung bei Dickinson und Celan und zum Verständnis der Übersetzungsprozesse von Seiten einer interdisziplinären Übersetzungswissenschaft als auch zur editorischen Behandlung von Übersetzungen.
Libri-Titel folgt in ca. 2 Arbeitstagen

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67,00 CHF

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