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Fragmente der Frühromantik
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Fragmente gelten gewöhnlich als Reste oder Überbleibsel untergegangener Kulturen, aber auch als Bruchstücke unvollendeter Kunstwerke haben sie Geltung erlangt. In der Romantik jedoch gewinnt das Fragment den Status einer autonomen Kunstgattung, die nicht mehr auf eine verstümmelte "Ganzheit" zurück-, sondern auf eine künftige Vollendung hindeutet. Friedrich Schlegel unterscheidet "Fragmente aus der Vergangenheit" von "Fragmenten aus der Zukunft", die er "Projekte" nennt und als "Fermenta cognitionis" begreift, und Novalis bestimmt die "revolutionairen affichen" - so bezeichnet er seine Fragmente - als "Anfangssätze" oder "Stoßsätze", die verblüffen und irritieren sollen. Sie beanspruchen nicht die Geltung vollendeter Sentenzen und Aphorismen, sondern bleiben bewusst provisorisch, um den Leser, als "erweiterten Autor" (Novalis), zum Weiterdenken anzuregen. Das historische und politische, das religiöse und philosophische sowie das wissenschaftliche Umbruchsbewusstsein der Zeit fordert eine fragmentarische Schreibweise, die der frühromantischen Literatur eine spezifische Ausdrucksform verleiht. Sie wirkt weiter und bestimmt maßgeblich die Kunst der Moderne, in der das vollendete, abgeschlossene Werk fragwürdig geworden ist. Der Band ediert fragmentarische Texte der wichtigsten Vertreter der Romantik und versieht sie mit einem ausführlichen Kommentar.
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