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Gefesselte Riesen
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Besitzen Frauenmörder möglicherweise gemeinsame Dispositionen?
Gerhart Hauptmanns Frauenmörder Bahnwärter Thiel aus der gleichnamiger
Novelle und Robert Musils Frauenmörder Christian Moosbrugger
aus dem Roman Der Mann ohne Eigenschaften verbindet ein
zentrales Problem: Sie werden von den in ihnen spukenden Weiblichkeitsbildern
heimgesucht. Beide Figuren erscheinen als gefesselte
Riesen. Man transportiert sie nicht nur in Ketten von der Straf- in die
Irrenanstalt, gefesselt sind beide durch ihre imaginierte Weiblichkeit.
Ihre Tatwerkzeuge, ob »Küchenbeil« oder »Steckmesser« bleiben
stumpf. Sie stechen oder schlagen auf reale Frauen ein, um die eigenen
Projektionen loszuwerden. Untersucht werden vielfältige Verweisspuren,
die es erlauben Hauptmanns novellistische Studie als einen Prätext
zu Musils Roman aufzufassen. Der Textvergleich eröffnet sowohl
neue Wege für die Gerhart Hauptmann-Forschung als auch für die
Musil-Forschung. Textkritische und erzähltheoretische Fragestellungen
werden mit zeitgenössischen Diskursen (Anthropologie, Jurisprudenz,
Psychiatrie, Kriminologie, Publizistik) kombiniert.
Libri-Titel folgt in ca. 2 Arbeitstagen