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Geschichten vom Tod
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Im Mittelpunkt der Untersuchung stehen zwei miteinander verbundene Themenbereiche: die frühneuzeitliche Mentalitätsgeschichte von Tod und Sterben sowie die historische Erforschung von Selbstzeugnissen. Während die Selbstzeugnisforschung in den vergangenen Jahren auch im deutschsprachigen Raum einen regelrechten Boom erlebte, gehörte die Geschichte von Tod und Sterben bislang eher zu den Arbeitsbereichen der französischen Historiographie. Die Publikation dieser französischen Arbeiten liegt jedoch schon etliche Jahre zurück. Zudem werden insbesondere die Thesen von Philippe Ariès von der Forschung oft recht unkritisch übernommen. Die vorliegende Untersuchung dagegen prüft Ariès kritisch, distanziert sich in einigen Punkten von ihm, stützt aber auch zentrale Aussagen dieses bedeutenden französischen Historikers.
Rund fünfzig bislang unveröffentlichte Texte aus Archiven der Deutschschweiz hat Leutert hier erstmals verarbeitet, daneben finden sich zahlreiche bekannte, aber auch etliche bislang wenig beachtete bereits publizierte Selbstzeugnisse. Als Orte des individuellen und kollektiven Gedächtnisses eignen sich Selbstzeugnisse hervorragend für die mentalitätsgeschichtliche Analyse von Vorstellungen und Praktiken aus dem Bereich von Tod und Sterben. Dabei ist eine sorgfältige Quellenkritik von grosser Bedeutung, denn sonst könnten Selbstzeugnisse als vermeintlich unmittelbare Zugänge zu Denken und Fühlen historischer Personen missverstanden werden.
Die vorliegende Arbeit zeigt, welche erzählerischen Elemente und literarischen Vorbilder Selbstzeugnisautoren in der Frühen Neuzeit nutzten, um über den Tod anderer und die eigene Sterblichkeit zu schreiben. Der Vorsehungsglaube und die heilsentscheidende Bedeutung der Sterbestunde stehen hierbei im Mittelpunkt. Es galt, einen guten Tod zu sterben. In den frühneuzeitlichen Selbstzeugnissen wurde Familienangehörigen durch die Verfasser ein solch guter Tod oftmals zugeschrieben, auch wenn dieser die Kriterien eigentlich nicht erfüllte. Konfessionelle Kulturen spielen überraschenderweise eine nur untergeordnete Rolle. Die Angehörigen beider Konfessionen operierten mit fast identischen Konzepten eines guten Sterbens.
Mit dem vorliegenden Buch liefert Leutert eine der wenigen deutschsprachigen geisteswissenschaftlichen Untersuchungen zu Tod und Sterben in der Frühen Neuzeit. Er gewährt Einblicke in die neuere Selbstzeugnisforschung und evaluiert die Aussagekraft von Selbstzeugnissen der Frühen Neuzeit.
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