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Getäuscht und verraten
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ZUM BUCH
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So unterschiedlich die 38 Erinnerungen dieses Buches auch sind, gemeinsam ist ihnen, da¿sie einen unverstellten Blick in den Alltag einer Zeit bieten, die uns immer fremder zu werden droht. Deutschland vor knapp siebzig Jahren: Ein Land voll Rassenhass, Willk¿r und Gewalt gegen Andersdenkende. Die Nazis nutzen geschickt die Unzufriedenheit und die Gef¿hle der Aussichtslosigkeit.
"Vater war, wie viele andere auch, schon lange ohne feste Arbeit", schreibt Hans ¿treich. "Er erhielt Wohlfahrtsunterst¿tzung. Das war zum Leben zu wenig und zum Sterben zu viel." Die Macht¿bernahme durch die Nationalsozialisten interessiert den 13-j¿igen nicht sonderlich. "Mich besch¿igte am meisten, wie ich nach meiner Schulentlassung eine kaufm¿ische Lehrstelle finden k¿nnte", erinnert er sich. Das Kaufhaus Leonhard Tietz in Hanau, wo er seine Ausbildung beginnt, wird 1933 ¿ber Nacht "arisiert", und in "Westdeutsche Kaufhof AG" umbenannt. Juden werden aus leitenden Stellen entfernt. Der Kampf, den die Nationalsozialisten den Juden angesagt haben, wird bitterer Ernst.
Doch nicht nur die Juden werden Opfer des Systems. Magda Riedel-Zehlke erz¿t die Geschichte ihres Bruders Hansi, der wegen einer Hirnhautentz¿ndung geistig behindert ist. Das neue "Gesetz zur Verh¿tung erbkranken Nachwuchses" zwingt die Eltern, der Sterilisierung zuzustimmen. Im Mai 1934 wird der Junge zur Beobachtung in die psychiatrische Anstalt in Schwerin eingewiesen. W¿end der Schulferien darf Hansi nach Hause. Der behandelnde Arzt r¿dem Vater, seinen Sohn nicht wieder in die Anstalt zur¿ckzuschicken. Dieser Hinweis rettet Hansi das Leben. Zwei andere behinderte Kinder aus der Nachbarschaft sterben kurz darauf in dem Krankenhaus - angeblich an Lungenentz¿ndung.
Erschreckend hautnah ist der Bericht von Gertrud-Karola Wolff. Als Halbj¿din erlebt sie in Stuttgart inmitten gaffender Passanten den Tag nach der Reichskristallnacht als schauriges Schauspiel. Wolfgang W¿stefeld schildert seinen Rauswurf aus dem Gymnasium in Frankfurt an der Oder. Er hatte sich geweigert, der Hitler-Jugend beizutreten und beginnt nun eine Maurerlehre.
Doch die meisten Jugendlichen empfinden solche Zweifel nicht und sind bald begeistert dabei. "F¿r uns war die Welt in Ordnung", erinnert sich Annemarie Frisch. "Marschmusik, singende junge Menschen, lachende Gesichter ¿berall." Sechs Jahre glaubt sie an eine friedliche Entwicklung f¿r Deutschland. Bei Kriegsbeginn 1939 hofft die Mehrheit noch, in ein paar Wochen w¿rde alles vorbei sein. Es kommt ganz anders
ZUR REIHE ZEITGUT
Lebendige Erinnerungen bewahren
Die Buchreihe ZEITGUT beweist, da¿Geschichte kein trockener Schulstoff sein mu¿ Mit Zeitzeugen-Erinnerungen ¿ffnet sie den Blick auf den Alltag der Menschen. Jeder Band stellt in 35 bis 45 lebendigen Erinnerungen einen markanten Abschnitt deutscher Geschichte vor. Die Buchreihe ist einzig in ihrer Art.
Die Texte der Sammelb¿e stammen von Menschen aus allen Gegenden Deutschlands und repr¿ntieren zugleich die soziale Bandbreite der Gesellschaft. Die B¿cher sind ein St¿ck "oral history" im besten Sinne und sprechen damit ein breites Publikum an: diejenigen, die die Zeiten miterlebt haben, und ihre Kinder und Enkel, die mehr erfahren wollen, als in den Schulb¿chern steht.
Junge Menschen haben mit den Texten der Reihe ZEITGUT die M¿glichkeit, das Leben der Eltern- und Gro¿ltern-Generation in gro¿r Bandbreite kennen und verstehen zu lernen. So werden geschichtliche Vergangenheit und eigene Herkunft gut begreifbar.
Mit Hilfe eines Ortsregisters und einer chronologischen ¿ersicht der wichtigen Ereignisse der jeweiligen Zeit kann sich der Leser orientieren. Fotos und Dokumente, meist aus dem Besitz der Zeitzeugen, erg¿en die Texte.
Immer mehr P¿gogen setzen die Reihe ZEITGUT ein, um ihren Sch¿lern Geschichte lebendig zu vermitteln. Die B¿e sind auch f¿r die politische Bildungsarbeit gut geeignet. Daher empfehlen viele Buchh¿ler und Bibliothekare ZEITGUT auch als Geschenk f¿r Kinder und Jugendliche.
Einsendungen von eigenen episodenhaften Erinnerungen aus Deutschland im 20. Jahrhundert sind jederzeit erw¿nscht an Zeitgut Verlag GmbH, Lektorat, Klausenpa¿14, 12107 Berlin.
Neuauflage/Nachdruck unbestimmt