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Gewerkschafterinnen im NS-Staat
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Am 25. Juni 2019 legten die Fraktionen von CDU/CSU und SPD dem Deutschen Bundestag zur Beschlussfassung einen Antrag "Frauen im Widerstand gegen den Nationalsozialismus würdigen" vor, der die Unterstützung fast aller Fraktionen fand. Mit diesem Antrag bestätigt der Deutsche Bundestag, dass die Feststellung, die Widerstandsforschung habe Fragen nach der Beteiligung von Frauen am Widerstand gegen den Nationalsozialismus "stiefmütterlich" behandelt, bis heute ihre Gültigkeit hat. Denn noch immer liegt nicht eine einzige wissenschaftliche Monografie über Frauen im Widerstand vor, Gleiches gilt für den Teilaspekt Gewerkschafterinnen im Widerstand gegen das NS-Regime. Ein wesentlicher Grund für die Vernachlässigung von Gewerkschafterinnen in der Widerstandsforschung dürfte darin liegen, dass es bis zum Ende der Weimarer Republik nur wenigen Gewerkschafterinnen gelang, Spitzenpositionen in den männerdominierten Gewerkschaftsorganisationen zu erreichen, sodass Gewerkschafterinnen im Widerstand als quantité négligeable angesehen wurden. Ein weiterer Grund ist wohl auch darin zu finden, dass die historische Widerstandsforschung sich vorrangig auf Aspekte des Widerstandes wie den Aufbau von Widerstandsnetzwerken, das Verhältnis der verschiedenen gewerkschaftlichen und politischen Netzwerke zueinander, die programmatischen Diskussionen für ein postfaschistisches Deutschland und den Neuaufbau von Gewerkschaften konzentrierte, das heißt auf Aspekte und Fragestellungen, bei denen Frauen eher seltener beteiligt waren, während der Widerstand von Frauen aus "spezifisch weiblichen Motivationslagen heraus und in weiblichen Handlungsfeldern" vernachlässigt wurde. Rückt man den "im Alltag bewiesenen Widerstand", der - wie Peter Steinbach hervorhebt - "auf die Hilfe für Verfolgte, Bedrohte und Entrechtete" zielte, stärker in den Mittelpunkt der Forschung, erhält der Beitrag von Frauen im Widerstand eine größere Bedeutung, da diese Aspekte von Widerstandshandlungen sehr häufig von Frauen, speziell auch von Gewerkschafterinnen, ausgeübt wurden. Dies belegen unter anderem viele Lebensgeschichten der in den beiden vorliegenden biografischen Sammelbänden porträtierten 90 Gewerkschafterinnen. Die im vorliegenden Band erfassten 50 Biografien untermauern zudem die bereits in der Einleitung zu Band 1 formulierte These, dass Gewerkschafterinnen auch an den insbesondere in der Emigration diskutierten programmatischen Neuordnungsvorstellungen für ein postfaschistisches Deutschland beteiligt waren.
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