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Hector Berlioz' "Les Troyens"
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Berlioz¿ große, 1856¿58 geschriebene fünfaktige Oper Les Troyens (Die Trojaner), ein Hauptwerk des 19. Jahrhunderts, das sich mit Wagners Ring des Nibelungen messen kann, hat lange auf ihre Entdeckung warten müssen. In den letzten zehn Jahren nun konnte man (nach der Pioniertat von Colin Davis an Covent Garden vom Ende der sechziger Jahre) eine triumphale Kette von Aufführungen erleben: in Salzburg, Amsterdam, Paris, Leipzig, Mannheim, Düsseldorf, Genf, Stuttgart, St. Petersburg, Valencia, Berlin usw. Ein monographischer Versuch über dieses vielschichtige Werk männlichen Wahns, weiblicher Schicksalsgröße und kindlicher Schutzlosigkeit ist aber seit Ian Kemps Sammelband von 1988 nicht mehr unternommen worden. Das Buch rekonstruiert die ¿Bildungsgeschichte¿ des enthusiastischen Vergil-Lesers Berlioz, der seinen Stoff den Büchern 1, 2 und 4 der Aeneis entnahm, aber zugleich Vergils ganzes Epos ständig im Blick hatte ¿ er kannte es par c¿ur. Durch vielfache Allusionen und Transformationen, in die auch Shakespeare, Chateaubriand, Lamartine, Homer und Aischylos eingehen, wächst seinen Figuren in einzigartiger Weise Sensibilität, Verletzlichkeit und Integrität in der höchsten Bedrängnis zu. Verschiedene Szenenkomplexe werden unter diesen Leitbegriffen analysiert: die ergreifende Pantomime von Hectors Witwe Andromache mit ihrem kleinen Sohn Astyanax zum Solo der Klarinette, Cassandras am Ende gelingendes Prophetentum, wenn die rohe Gewalt in die Stadt einbricht, das Stillwerden von Didos Puls vor ihrem unausweichlichen Tod, das Schicksal des einfachen, unfreiwilligen Matrosen Hylas, den es aus den heimatlichen Bergen in eine ihm fremde Welt der Kriege und Ambitionen verschlagen hat, die Beschwörung einer ins Sakrale gehobenen Liebe, die den Keim des Scheiterns immer schon in sich trug.
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