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Hildesheim. Ein Lesebuch
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Nicht nur der Rosenstock (von dem das freilich nicht beweisbar ist) ist in Hildesheim runde tausend Jahre alt - Bauten und einmalige Werke der Erzgießkunst stehen als Zeugen der frühen Hochblüte unter Bischof Bernward um die Jahrtausendwende vor uns. Daher ist es kein Wunder, dass Kunst und Geschichte in diesem Lesebuch über die Stadt an der Innerste breiteren Raum einnehmen als in anderen Bänden dieser Serie. Andererseits zeigte es sich beim Zusammentragen der hier gesammelten gut achtzig Texte, die von Chronikschilderungen um das Jahr tausend über Berichte aus dem 16. bis 19. Jahrhundert bis zum Zeitungsbeitrag vom Sommer 1988 reichen, eine gewisse Lücke bei Dichtern und bekannten Reiseschriftstellern des 18. und 19. Jahrhunderts - begründet in der damaligen, uns heute unveerständlichen Geringschätzung romanischer Kunst. Dafür ist dann wieder die Fülle der Sagen, die sich um Stadtgründung und Rosenstrauch, Irminsäule und Schauteufelskreuz, Kehrwiederturm und Kreuzfreiheit ranken, besonders groß. Zu den Beschreibungen der Stadt von Verfassern wie Matthaeus Merian ("altvätterisch und berghengig"), Otto von Heinemann ("Die Straßen sind winklicht und enge") oder Karl Baedeker ("An alten Bauwerken und Kunstschätzen reich"), aber auch aus Sammelwerken und Enzyklopädien des 19. Jahrhunderts, die viele interessante Informationen liefern, gesellt sich ein "Gang durch die Stadt im Wandel der Zeiten" in den Texten ihrer Verehrer wie Stefan George, Ricarda Huch, Gertrud von Le Fort und Hermann Löns, Hildesheimer Autoren wie Erich Heinemann, Hans Egon Holthusen oder Karl Uhden, der Balladendichter Börries von Münchhausen oder der heute vergessene, doch einst hochberühmte Lustspieldichter August Ernst Freiherr von Steigentesch, aber auch Lyriker wie Jürgen Borchers, Manfred Hausin oder Heinz Kattner kommen teils hier schon, teils in einem späteren gesonderten Kapitel zu Wort. Der im nahen Mechtshausen verstorbene Wilhelm Raabe fehlt mit einer etwas unheimlichen Geschichte von der Innerste ebensowenig wie (mit einem originellen Gedicht in Pokalform) der Barockdichter Justus Georg Schottel, der als Handwerker, Kaufmann und Student in Hildesheim lebte. Großen Gestalten der Stadtgeschichte, wie den Bischöfen Othwin, Hezilo, Godehard und Bernward, dem Reichskanzler Reinhard von Dassel oder dem Bürgermeister Hand Wildefüer, aber auch ihren großen Ereignissen wie etwa der Stiftsfehde ist ebenso ein eigenes Kapitel gewidmet wie dem reizvollen Umland - und gleiches gilt dem "Kunstzentrum einst und heute", wobei dem "Hauptsitz romanischer Kunst", dem "Mittelpunkt der Erzplastik" nicht weniger Beachtung zuteil wird als dem durch den "vielseitigen Mäzen" Wilhelm Pelizaeus gegründeten Museum, das unter seinem Leiter Arne Eggebrecht heute weltweit berühmt ist, auch als "ein Beispiel konsequenten Kulturmanagements". So entstand ein vielseitiges Bild der "jungen Großstadt im Grünen", wobei deren reiche Vergangenheit und die Fülle berühmter Bauten - Dom und Michaeliskirche, St. Andreas und St. Godehard und die Stiftskirche auf dem Moritzberg, Rathaus und Knochenhaueramtshaus, Tempelhaus und Alte Münze - anschaulich zur Geltung kommen, aber auch die heutige Ausstrahlung der Stadt und die bedeutende Wiederaufbauleistung nach dem Zweiten Weltkrieg.
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