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Ich kam mit ein wenig Angst

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Reisebilder aus Deutschland Eine starke, innere Zensur ist - so scheint mir - in allen Lebensbereichen des Landes tätig (in unterschiedlicher und gegensätzlicher aber dennoch ähnlicher Weise im Osten wie im Westen) : ein tiefer freiwilliger und unwissender, bewusster und unbewusster Verzicht: eine beständige Selbst-verstümmelung. Alles ist scheinbar normal: auf einigen Gebieten, wie dem Aufschwung von Wirtschaft und Industrie, dem Wiederaufbau, dem Arbeitsmarkt, gibt es glänzende Erfolge, aber man könnte meinen, den Dingen fehle es an jenem Wert, der ihnen allein Echtheit, Authentizität und Vollständigkeit verleiht. Man spürt eine offene Leere, einen verbotenen Punkt, dem man sich nicht nähert. Nachdem ich wieder am Brandenburger Tor vorbeigekommen bin, an den Kanonen der Panzer am Denkmal der Roten Armee, an der schwarzen Heidelandschaft des Tiergartens, nachdem ich den letzten Kaffee im "Pullefass", auf der Schaukel an der Bar getrunken habe, und ins pflaumenweiche Bett zurückgekehrt bin, schlief ich, eingetaucht in ein vages Gefühl von Hoffnung und Freundschaft, für die Dauer der wenigen Stunden, die mich vom Dämmern des Morgens und der Abreise trennten. Als mich der Wecker jäh aus den letzten Daunen Berlins riss, aus dieser weichen, milden Wärme gezähmter und mütterlicher Vögel.
Neuauflage/Nachdruck unbestimmt

Preis

10,50 CHF