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Johannes Reinke
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Längst ist es nicht mehr »normal« für die Masse der heutigen Naturwissenschaftler, in ihrem Leben eine Einheit von Wissenschaft und Religion zu erlangen. Immer mehr entzaubert der alltägliche Wissenschaftsbetrieb die Geheimnisse des Lebens, Wissenschaft und Glaube stehen im Konflikt. Dabei entbindet Religiosität den Naturwissenschaftler nicht von der Pflicht und der inneren Unruhe, ungeklärten Fragen auf den Grund zu gehen. Religiosität macht nicht lebenssatt und selbstzufrieden, liefert aber unter Umständen einen Erklärungsansatz für Phänomene, für die Atheisten vielleicht ein Ignorabimus konstatieren, im besten Fall ein Ignoramus. Die Summe der Lebenserfahrungen, ihre Verbindungen mit Gelesenem, Gelerntem, Vermitteltem, eingebettet in einen kulturellen Kontext prägen die Weltanschauung eines Menschen. Jeder Mensch besitzt eine Weltanschauung, nicht für alle ist sie jedoch gleich präsent und reflektiert. Volker Wissemann untersucht die Weltanschauung des deutschen Botanikers, Ordinarius an der Georgia Augusta Göttingen und der Christiana Albertina Kiel, Schriftstellers, Politikers, Philosophen und Lutheraners Johannes Reinke (1849-1931), der unter dem Eindruck von Charles Darwin und Ernst Haeckel in fast zahllosen Büchern und Artikeln die Einheit von Naturwissenschaft und Religion nahezu mosaisch predigte, eine Weltanschauung, in der Botanik Gottesdienst und Broterwerb zugleich ist. In der gegenwärtigen Situation, in der das Verhältnis von Naturwissenschaft und Religion, der Akzeptanz eines persönlichen Gottes gegenüber eines beliebigen Gottesbegriffs Gegenstand erbitterter und diametraler Gegensätze ist, zeigt Reinkes Biografie in einem besonderen Maße ein Leben, in dem ein Gottesbekenntnis eines modernen Naturforschers sinnvoll und im Wortsinn »selbstbewusst« möglich ist.
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