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Jugendbewegung und Juden in Deutschland
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Im Sommer 1916 schlossen sich in Breslau jüdische Jungen und Mädchen zusammen, um als Kameraden in eigenen jüdischen Jugendgruppen zu wandern. Der Weg in die allgemeine deutsche Jugendbewegung war ihnen durch antisemitische Tendenzen in den Wandervogelgruppen ebenso versperrt wie der Anschluß an die bereits bestehende zionistische Jugendbewegung Blau-Weiß, deren Ausrichtung nach Palästina man ablehnte. Da die Mehrzahl der Mitglieder der Kameraden, die sich bald über ganz Deutschland ausbreiteten, dem jüdisch-liberalen Bürgertum entstammte, als deutsche Staatsbürger aufwuchs und in deutscher Kultur verwurzelt war, mußten sie ihr Verhältnis zum Judentum erst wieder neu definieren. Dieser Prozeß, der einen deutsch-jüdischen Dialog zum Ziel hatte, vollzog sich nicht geradlinig, sondern führte zu durchaus unterschiedlichen Ansätzen und Konzepten, die in ihren Extremen von der reinen Reduzierung auf die jüdische Abstammung bis zur Übernahme zionistischer Gedankenmodelle und der Errichtung eines eigenen Kibbuz in Palästina im Jahr 1934 reichten. In dieser vielfältigen Entwicklung der Kameraden lassen sich bis auf die strikte jüdisch-orthodoxe Richtung alle Strömungen innerhalb der jüdischen Jugendbewegung erkennen, so daß der Bund mit all seinen inhaltlichen Widersprüchen geradezu als Paradebeispiel für die facettenreiche Geschichte der gesamten jüdischen Jugendbewegung gelten kann.
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