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Kannibalismus, eine anthropologische Konstante?
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Kann der Kannibalismus, definiert als ritueller Verzehr von Menschenfleisch durch Menschen, als eine anthropologische Konstante gelten? Schließlich drängt sich dieser Eindruck bei der Vielzahl der Quellen zu Menschenfresserei von der Antike bis in unsere Tage beinahe auf.
Dieser Band widmet sich der Frage und bietet erstmals einen Überblick über die wesentlichen und grundlegenden Kannibalismusdiskurse vom alten Mesopotamien über die klassische Antike bis hin zum frühen Mittelalter. Eine kritische Auseinandersetzung mit den frühneuzeitlichen Berichten über kannibalistische Akte der Azteken rundet den Überblick ab.
Die Quellen aus Mesopotamien, Ägypten und aus Kleinasien zeigen, dass der Kannibalismusdiskurs erst mit den Griechen vehement einsetzt, und zwar sowohl auf der Ebene der Mythologie als auch im Hinblick auf eine Inferiorisierung fremder Völkerschaften. Die Nutzung des Kannibalismusmotivs zur Herabsetzung von Fremden oder Gegnern in den eigenen Reihen setzt sich über das antike Rom bis in die Neuzeit fort. In diesem Sinne erweisen die in diesem Band versammelten Beiträge unter anderem zwar nicht die tatsächliche Praxis des rituell oder gar gastronomisch intendierten und praktizierten Kannibalismus, wohl aber den Kannibalismusdiskurs im Allgemeinen als anthropologische Konstante.
Libri-Titel folgt in ca. 2 Arbeitstagen