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Kenologische Versuche

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In der vorliegenden Untersuchung wird der Versuch gemacht, den Johannesprolog anhand der Methode der interkulturellen Philosophie neu zu deuten. Die Spezifität der Methode besteht darin, dass auf philosophische Bausteine zurückgegriffen wird, die dem Prolog historisch fremd sind. Dieser Rückgriff hat zum Ziel, das "ungelöste Gesamtproblem" (Schnelle) des Johannesprologs auf philosophische Weise neu anzugehen. Im Zentrum der Deutung steht der Begriff "Logos". Dieser Begriff wird mithilfe der buddhistischen Denker Nagarjuna und Vasubandhu, sowie des mittelalterlichen Philosophen Meister Eckhart erörtert. Mit Nagarjuna zeigt sich, dass das Seiende aufgrund seiner Inkonsistenz an seinen eigenen Seinsansprüchen zugrunde geht. Bei Vasubandhu hebt sich diese Inkonsistenz in der Form eines Geistes auf, der kein Inneres oder Äußeres mehr hat, sondern reines Denken ist. In Eckharts erster Quaestio Parisiensis zeigt sich, dass gerade diese Leere jeder Seinsbestimmung den Geist - Gott - dazu befähigt, als Grund des Seins zu fungieren. Der Ausdruck und die ursprüngliche Instanziierung dieser Begründungsfunktion ist der Logos, wie er am Anfang des Johannesevangeliums beschrieben wird.Durch das Ineinandergreifen von buddhistischen und neuplatonisch-christlichen Themen wird eine neue Dimension in der interkulturellen Philosophie offenbar: die Dimension systematischer Zusammenhänge, die Philosophien über Kulturgrenzen hinaus, ohne Über- oder Unterordnungsverhältnis aufeinander bezieht.Fabien Muller hat in Bonn, Tokio, Louvain-la-Neuve, Hongkong und Heidelberg Philosophie studiert. Zwischenzeitlich lebte er als Benediktinermönch in Luxemburg. Seine Forschung gilt der Philosophie und Theologie der Antike, dem Buddhismus, den Kirchenvätern sowie dem christlichen Orient.
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