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Klassische Tradition und realistischer Geist: Liebe und Eigenliebe im Werk Stendhals
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Im Zentrum der vorliegenden Studie steht die Darstellung der Liebe und Eigenliebe in Stendhals Erstlingswerk Armance, seinem Hauptwerk Le Rouge et le Noir und dem postum erschienenen Roman Lucien Leuwen. Schon seit dem Mittelalter ist die Liebe Thema der Literatur, und ihre vielfältigen Erscheinungsformen befinden sich seitdem in einem stetigen Wandel. Die für die vorliegende Studie relevante Liebessemantik beginnt sich im 17. Jahrhundert herauszubilden und zeichnet sich durch eine Abkehr von der antiken Auffassung der Leidenschaften als einem krankhaften Zustand der Seele ab. An die Stelle der Leidenschaften als das Leidentliche und Passive tritt nun die Aktivität der passions. Die passions drücken ein heftiges und leidenschaftliches Gefühl der Liebe aus und grenzen sich dadurch gegenüber dem sentiment, dem natürlichen Gefühl, welches nicht mit einer solch starken Begierde verbunden ist, ab. Im Vordergrund dieser Untersuchung steht Stendhal, welchem schon früh viel an der Schulung zur Erkenntnis des Tatsächlichen lag, obwohl zahlreiche literarische Traditionen weitergeführt wurden. Auch die Untertitel seiner beiden ersten Romane Quelques scènes d'un salon de Paris en 1827 und Chronique de 1830 belegen Stendhals Wahrheits-Topos und seine Absicht authentische Sittenbilder der Gegenwart zu konzipieren. Worin der Stendhalsche Realismus genau besteht wird ein weiterer Aspekt der vorliegenden Untersuchung sein.
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