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Kunstheimat
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Dem romantischen 'Mythos Musik' (Lubkoll, 1995) und dem klassizistischen Modell von 'Proserpinens Park' (Sampaolo, 2003) stellt vorliegende Studie eine epochenübergreifende, im Werk Goethes und Schillers, Hölderlins, Eichendorffs und Heines manifeste Bildsprache der Kunstperiode zur Seite. Wie textnahe Einzelanalysen zeigen, machen sich die Reflexe der Französischen Revolution im literarischen Deutschland zeitlich verSetzt an der ohnehin krisenhaft erfahrenen Schwelle zum langen 19. Jahrhundert bemerkbar. Der katastrophische Charakter von Umsturz, Gewalt, Krieg, Zerstörung und Vertreibung wirkt bis in die - dezidiert modernitätskritische - Metaphorik hinein, Gewitter und Schiffbruch etwa illustrieren den Untergang der alten Welt im Revolutionszeitalter. Im Topos der verkehrten Welt ver-dichtet sich die als 'Lebensfremde' erfahrene Wirklichkeit um 1800. Die in diesem Horizont umso virulentere doppelte Frage der Kunstperiode nach dem Ort des Schönen und dem Verbleib der alten Götter beantwortet der an der Schnittstelle von neuer Mythologie, Autonomieästhetik und Metaphernsprache angesiedelte klassisch-romantische (U-)Topos der 'Kunstheimat'. Daß sich die von Goethe bis Heine als Hausherren eines 'zweiten Olymps' der Poesie bzw. Garanten einer 'anderen Natur' aufgerufenen Götter-Figuren allerdings in 'Götter im Exil' verwandeln, entlarvt eine zunehmend eigenständigere, teils nicht mehr am Schönen orientierte Ästhetik des Fremden. Mit dem neuen Mythos wird auch der idealistische Glauben an eine ästhetische Wiederherstellung der Wirklichkeit untergraben, die spätestens inmitten des 19. Jahrhunderts in der 'Höhenkammliteratur' angekommen ist.
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