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»Leben heißt, sich mitteilen«
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In politisch brisanter Zeit hat Werfel sich immer zu Wort gemeldet - augenblicksbezogen, doch stets gegen eine materialistisch-realistische Weltdeutung. Vor allein, als er erkannte, wie gedankenlos die Menschen seiner Zeit die Ersatzreligionen - die marxistische wie die nationalsozialistische Ideologie - annahmen, bezog er die zeitlose Problematik des Gottesglaubens in seine Äußerungen ein und transponierte sie aus der rein theologischen »in das Gebiet der allgemein menschlichen Betrachtung«. »Leben heißt, sich mitteilen, das ist einen inneren Prozeß nach außen kehren«, lautete einer seiner Grundsätze.
Mit zuweilen »oratorisch beschwörendem Ton« kritisierte Werfel in Reden und Aufsätzen seine völlig säkularisierte, d.h. von der Religion abgefallene Umwelt und warnte, daß der Mensch im Konflikt des Glaubens und Unglaubens »zum gottverlassenen Intellekt zusammenschrumpft«.
In seinem letzten Lebensjahr faßte er, Pascals >Pensées<, Novalis' >Fragmente< und Jean Pauls >Bemerkungen über uns närrische Menschen< als Vorbildern folgend, seine aphoristischen Aufzeichnungen und Notizen seit dem Jahre 1914 zu »Theologumena« zusammen. Verstreut blieben zu seiner Zeit die charakterisierenden Bildnisse, die er von seinen Freunden und von ihm bewunderten Künstlern, allen voran Giuseppe Verdi, zeichnete. Und auch hier findet sich immer wieder, mal anklingend, mal ausdrücklich, die Erinnerung an die religio, die Bindung des Einzelnen an »das wahre Sein« - Werfels Lebensüberzeugung.
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