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Mei Emerenz, my Emma
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Hans Göttler schreibt über diese CD: "Die Texte der Emerenz Meier, die ich auf diese CD eingelesen habe, stellen meine ganz persönliche Auswahl dar. Sie repräsentieren die verschiedenen Schaffensperioden der Dichterin: ihre Zeit im Königreich Bayern bis 1906 und ihre Zeit in der Demokratie der USA. - Die Texte 1-18 sind in Bayern geschrieben. Die drei erzählenden Texte "Die Gänse" (Nr. 5), "Der Bua" (Nr. 9) und "Ein Besuch" (Nr. 12) belegen die darstellerische Kraft der Epikerin Emerenz Meier. Sie schildert darin das harte entbehrungsreiche Leben der Menschen im Wald, aber auch in der Stadt. In Nr. 5 (Die Gänse) ist sie selbst die Gänsemagd und erduldet Regen und Kälte, vermag es aber auch, sich in die Rollen der Tiere einzuleben und sie als Geschöpfe aus Fleisch und Blut, mit Herz, Stimme und Seele versehen, vorzustellen. Leider ist uns dieser Text nur als Fragment überliefert.
Die erzählende Skizze "Der Bua" dürfte in ihrer Passauer Zeit 1901/02 entstanden sein, die Geschichte ist im September 1903 in der Zeitung "Münchner Neueste Nachrichten" abgedruckt worden. "Der Bua" ist in besonders zupackender Weise geschrieben, in einer sehr harten und realistischen Sprache, bei der vor allem die in Mundart gehaltenen wörtlichen Reden herausragen. Im Mittelpunkt steht das 18 Jahre alte, ledige Resei, das eben ihr erstes Kind auf die Welt gebracht hat, verlassen vom Kindsvater, ohne Unterstützung durch den eigenen Vater, der sie, die Schande des Hauses, schlägt und beschimpft. Die bei der Geburt zufällig anwesende Hebamme ist auch nicht unbedingt ein Vorbild christlicher Nächstenliebe, aber sie wird am Schluss Zeugin einer anfangs nicht für möglich gehaltenen Wandlung der Gegebenheiten. Das ist Bayerwald pur, anno 1900, ohne Zuckerguss und ohne Verklärung als gute alte Zeit! Genauso verhält es sich mit der Geschichte "Ein Besuch". Vermutlich ist dieser Text in der Münchner Zeit der Dichterin entstanden, die Erwähnung der Trambahn deutet darauf hin. Die Ich-Figur ist autobiographisch zu sehen: sie ist - wie Emerenz Meier auch - einsam und allein in der Stadt, in einem düsteren Zimmer in einem Rückgebäude, in dem es eiskalt ist. Höhepunkt ist die bittere, verbal geführte Auseinandersetzung mit der dämonischen Personifikation des Hungers. Eine trostlose, aber kämpferische Prosa, mit einem präzisen Blick auf die geknechtete Menschheit, deren weiteres Schicksal letztlich offen gelassen wird.
Aus den auf der CD versammelten, in Baiern entstandenen Gedichten ragen insbesondere die Nummern 1, 17 und 18 hervor. Im lyrischen Text "Im freien Wald bin ich groß geworden" (Nr. 1) spricht die Dichterin schon eines ihrer großen Lebensthemen an, die Frage der persönlichen Freiheit, der Selbstbestimmung und damit die Ablehnung jeglicher Bevormundung.
Die kleineren Texte, so z.B. Nr. 3 ("Es hat a jeder a dumme Gwehnat"), Nr. 4 ("Unverbesserlich") und Nr. 6 ("Stoßseufzer") variieren dieses Thema auf leichtere, ironische, aber gleichwohl weiter ernstzunehmende Weise.
In ihrer berühmten "Wödaschwüln" erweist sich die Dichterin als virtuose Meisterin im Umgang mit Sprache und Form, der Text ist ihr allerbestes Mundartgedicht, vielleicht ihr bester lyrischer Text überhaupt. Die fünf Strophen verbinden Natur- und Liebeslyrik überaus gekonnt, in der Hitze und Qual des gewitterschwülen Sommertages kochen die bisher unterdrückten Leidenschaften des jungen Pflügers hoch, sein Hass auf den Nebenbuhler wird kaum gebändigt, nur die Kommandos für die beiden "Öchsl" als Zugtiere (hü = links, hott = rechts, wüah = vorwärts, zauf = rückwärts, aoh = halt!) empfindet man als Ruhepunkte, der altbairischen Bauernsprache entnommen. Das Gedicht endet in der wütend - verzweifelten Aufforderung an den Herrgott, diesem missglückten Leben, aber auch der lebendigen Natur und der ganzen Welt, die ihn verraten haben, ein schnelles Ende zu bereiten. Fürwahr ein Meisterwerk! Oder - wie Max Peinkofer es 1954 beschrieb -: "Hier offenbart sich die männlich-wilde Art der Emerenz am deutlichsten."
Nr. 18 "Mein Wald, mein Leben" repräsentiert dann den eher ruhig-gemessenen, empfindsamen, mitunter auch etwas sentimentalen Ton der Bayerwald-Lyrikerin, wenn man so will: ihre fraulich - sanftere Schreibweise. Nicht umsonst kennzeichnete Hans Carossa seine Dichterfreundin ja auch als "sanfte Rebellin". In geradezu pathetisch-reicher Sprache wird hier ein Lobpreis auf den Wald und die Heimat gesungen, der in dieser Hinsicht ähnlich denkenden und fühlenden Waldkirchener Freundin Gusti Unertl war dieses Gedicht auch - nach eigenem Bekunden - "das Liebste"!
Als Beispiele für den leichten und ironischen Ton der Dichterin mögen die eingestreuten Vierzeiler verstanden wissen (Nr. 7 "Tuat dir oft 's Herz recht weh", Nr. 10 "Bist recht im Lustisei'", Nr. 14 "A Händdruck im Vorbeigeh' nur"). Aber auch die Texte Nr. 8 (d' Neb'nsach), Nr. 11 (Dem Schwirzer sei' Dirndl), Nr. 13 (Mitteilung) und Nr. 16 ('s Vögerl) gehören in dieselbe Kategorie und belegen die Aussage, dass der Lyrikerin Emerenz Meier vielerlei Möglichkeiten des Lyrischen, quasi alle Register, zur Verfügung standen.
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