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Musik und Geist

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Gegenwärtige Theologie steht in der Gefahr das Thema Musik nur als Epiphänomen zu behandeln. Dieses Versäumnis geschieht weitgehend aus der (verbürgerlichten) kulturprotestantischen Perspektive eines in der Ideenwelt des Historismus des vorvergangenen Jahrhunderts beheimateten neuprotestantischen Humanismus (Religion als "philosophische Bildungsreligion") heraus. Dass Luther zeitlebens ein glühender Bewunderer der Musik und wortgewaltiger Apologet einer im echten und tiefsten Sinne musisch-musikalischen Religionskultur war, ist eine Tatsache, die in ihrer systematischen Relevanz für das Ganze der reformatorischen Theologie bis heute weithin unterschätzt bleibt. Es ist beileibe keine Übertreibung, wenn man in Luther den bedeutendsten und wirkmächtigsten christlichen Musiktheologen nach Augustinus erkennt. Als Theologe gesteht er der freien Kunst der Musik maximale Dignität zu ("primum locum do Musicae post theologiam"), welche derjenigen des Wortes kaum nachsteht. Letztere verkörpert für ihn ein pneumatisches Charisma, im Sinne eines höchst vitalen und zugleich vitalisierenden Logosgeschehens (omne verbum sonat) - als creatura et creatrix efficax ist die Musik wirkmächtige pneumatische Manifestation und zugleich bevorzugtes Medium des göttlichen Logos selbst. Insofern sieht sich jede reformatorisch verantwortete Theologie der Musik der zentralen Fragestellung verpflichtet, wie musikalische Phänomene bzw. musisch-musikalische Strukturen von der christlichen Wahrheit aus zu interpretieren sind, respektive welchen spezifischen Erkenntnis-Zugewinn umgekehrt die Musik für den christlichen Glauben und dessen gelebten Vollzug zu eröffnen vermag.
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103,00 CHF