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Nachdenken über Glauben
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Diskussionsbeitrag / Streitschrift aus dem Jahr 2016 im Fachbereich Theologie - Sonstiges, , Sprache: Deutsch, Abstract: Alle Religionen, zumindest die drei großen Buch-Religionen, tendieren zur erkenntnistheoretischen Grenzüberschreitung. Sie begnügen sich nicht mit mythischer Erzählung und intuitivem Vortasten in transzendentale Sphären, die der rationalen Erfassung unzugänglich sind, sondern konstruieren mit dem Anspruch "höherer Wahrheiten" fest gefügte Denkgebäude, in denen sich die Menschen versammeln und fraglos einrichten sollen. Denken gilt hier als Sünde, zumindest als irreführend.
Solche Grenzüberschreitungen können aber die Existenzberechtigung, ja die Notwendigkeit von Religionen nicht in Zweifel setzen. Der Mensch lebt nicht allein vom Schwarzbrot der Rationalität. Er denkt mit seinem ganzen Körper und allen seinen Sinnen, er erlebt sich als beseelte Einheit und sucht dafür nach Erklärung und Bestätigung. Diese findet er in der Literatur, der Musik, der bildenden Kunst und der Philosophie, aber auch in Religionen (und manchen Ersatzreligionen). Für religiös sensible Menschen sind sie die Hauptquelle spiritueller Inspiration. Auch für mich war und ist die Bibel (und vieles, was ich über sie gelesen und gehört habe) mit ihrer eigenartigen poetischen Kraft und ethischen Dringlichkeit eine ständige geistige und moralische Herausforderung: Ermutigung und Verpflichtung, Anregung und Provokation.
Hier aber soll es nur um einen kleinen Ausschnitt gehen, nämlich um den Anspruch geistiger Disziplin, ohne den tiefen Grundton der biblischen Botschaft zu überhören. In freier Variation eines Jesus-Wortes: ¿Gebt dem Denken, was zu denken ist, und dem Glauben, was zu glauben bleibt.¿ Für reflektierende Atheisten müsste sich seitenverkehrt das gleiche Postulat ergeben: Erkenne und akzeptiere, dass dein Denken und Fühlen auf Grundlagen beruht, die sich weder rational noch empirisch begründen lassen, woran glaubst du also?
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