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Nationalisierung der Religion

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Die orangene Revolution in der Ukraine hat jüngst vor Augen geführt, wie zerrissen das Land zwischen einem an Russland orientierten Osten und einem am ukrainischen Nationalstaat orientierten Westen noch heute ist. Die Wurzeln dieser nationalen Zerrissenheit liegen in der Zeit der konkurrierenden Nationsbildung von Russen und Ukrainern um die Wende vom 19. zum 20. Jahrhundert. Heftige innerorthodoxe Kirchenkämpfe zwischen pro-ukrainischen und pro-russischen Kräften spiegelten einerseits diese politische Situation und waren andererseits selbst Teil des nationalen Ringens in der Gesellschaft. Beides gilt heute in nahezu unveränderter Weise. Die Arbeit thematisiert die Versuche beider Seiten, die Religion in den Dienst der Nation zu stellen - angefangen vom Streit um die erste ukrainische Bibelübersetzung um 1860 bis zur Abspaltung der Ukrainischen Autokephalen Orthodoxen Kirche von der Russisch-Orthodoxen Kirche 1920. Kernthese der Arbeit ist, dass die Wandlung religiöser Identitäten zu nationalen Identitäten entscheidend davon bestimmt war, welche Feindbilder vorherrschten. Solange es Kirche und Staat in Russland gelang, sich als , Schutzherren' der durch Katholiken und Unierte , gefährdeten' ukrainischen Geistlichen auszugeben, dominierte die pro-russische Seite. Das Feindbild für die ukrainophile Seite lieferte die russische Staats- wie Kirchenführung selbst, indem sie regional-kulturelle Identitäten und demokratische Elemente im Kirchenleben unterdrückte. Als Folge verbündeten sich nationalukrainische und modernisierende Kräfte, die jedoch erst nach 1917 ganz zur Entfaltung kommen konnten. Ausgezeichnet mit dem Ernst-Reuter Preis der Ernst-Reuter-Gesellschaft FU Berlin
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