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Phänomenologie des Wollens

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Das Wollen bildet nach einer seit Kant eingebürgerten Einteilung mit dem Denken und dem Fühlen zusammen die Gattungen des psychischen Ge­ schehens überhaupt. Ohne zu leugnen, daß zur Unterscheidung dieser drei Arten des psychischen Geschehens eine sachliche Berechtigung besteht, muß man derselben doch widersprechen, wenn sich damit die Annahme verknüpft, als erschöpften diese drei Arten das Gebiet der Psychologie, als gebe es außer ihnen kein psychisches Geschehen. Die Psychologie als Wissenschaft von den seelischen Vorgängen hat es außer mit dem Denken, Fühlen und Wollen z. B. auch noch mit Wahrnehmungen und Vorstellungen zu tun. Freilich kann man den Begriff des Denkens so erweitern, daß man auch Wahrneh­ mungen und Vorstellungen darunter befaßt. Aber auch dann ist diese Ein­ teilung als Einteilung des Gebietes der Psychologie noch in mehrfacher Be­ ziehung mangelhaft. Zunächst ist die Scheidung keine reinliche. Denn es gibt, wie sich noch genauer zeigen wird, kein Wollen, in dem nicht ein Den­ ken und Fühlen einen wesentlichen Bestandteil ausmachten. Ebenso spielt im Denken das Fühlen in der Form von logischen Gefühlen eine wesentliche Rolle, und ein Teil des Denkens wenigstens ist eine Art des Wollens, näm­ lich ein Streben nach Gewißheit oder Wahrheit. Dieses innige Verschlungensein von Denken, Fühlen und Wollen macht es unmöglich, eine dieser Arten rein für sich der psychologischen Analyse zu unterwerfen. So wird denn eine Analyse des W ollens nicht umhin können, das Denken und Fühlen, soweit es Bestandteil des W ollens ist, in die Be­ trachtung mit hereinzuziehen.
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