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Ritualwandel und Deutungshoheit
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Während die Reformation als zentrales Ereignis der neuzeitlichen Geschichte gilt, blieb Wittenberg als ihr Ausgangspunkt und Zentrum bislang weitgehend unerforscht. Beachtung fand nur die kurze Phase der so genannten "Wittenberger Bewegung" während Luthers Wartburgaufenthalt, die der Forschung als Inbegriff von Radikalität und Unruhen gilt. Dieses Geschichtsbild ist jedoch seinerseits eine Konstruktion der protestantischen Erinnerungskultur, die schon auf Überlieferungs- und Medienstrategien der Reformatoren selbst zurückzuführen ist. Vor diesem Hintergrund beantwortet Natalie Krentz die Frage nach der Durchsetzung der Reformation in der Stadt in neuartiger Weise: Die Reformation wird zum einen in bisher unbekannte, längerfristige soziale und politische Zusammenhänge der Stadtgeschichte eingeordnet und zum anderen methodisch als ein kommunikativer Prozess der Aushandlung von Deutungshoheit über religiöse Fragen begriffen.
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