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Roter und schwarzer Moloch
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Wie war es möglich, dass sich so viele junge Deutsche mit Begeisterung in die kaum vorstellbare Katastrophe des 2. Weltkriegs führen ließen? In seinem Buch berichtet Hans Worpitz in autobiographischer Erzählperspektive vom Schicksal des Napola-Schülers Benjamin, der die wichtigsten Jahre seiner Jugend in russischer Kriegsgefangenschaft verbrachte.
Für den 16-jährigen ist es stolze und selbstverständliche Pflichterfüllung, als er Mitte April 1945 freiwillig von der Schulbank zur Neißefront eilt. Knapp einen Monat später - nach schweren Rückzugsgefechten mit der Panzer-Aufklärungsabteilung - löst die Kapitulation eine panische Fluchtbewegung Richtung Westen aus. Die größte Angst des Jungen wird Realität: Wie Millionen von deutschen Soldaten muss er den Weg in die gefürchtete russische Kriegsgefangenschaft antreten. Der Bericht über die folgenden fünf Jahre aus verschiedenen Lagern und besonders über die bedrückende, gefahrvolle Arbeit im Kohlebergwerk des Dombass ist nicht nur Zeugnis von unmenschlichen Verhältnissen, vom Verlust des als selbstverständlich erachteten Freiheitsgefühls und von seelischen und körperlichen Qualen. Es ist vor allem der Bericht einer sehr beeindruckenden Persönlichkeitsentwicklung. Die Auseinandersetzung mit den Ideologien des Nationalsozialismus und dem Marxismus-Leninismus-Stalinismus führte nach quälendem Bemühen zu beschämenden Einsichten. Als 21-jähriger kehrt er 1950 mit einer neuen Lebenseinstellung nach Hause zurück, um die verlorenen Jahre als freiheitlich denkender junger Mann aufzuholen und sein Leben endlich eigenständig zu gestalten.
Worpitz gelingt es, in glaubwürdigem Ton und mit eindringlicher Erzählerstimme, seine Jugend aus der Distanz des Alters aufzuarbeiten. Sein Bericht ist adressiert an die heutige Jugend, die nicht vergessen soll und an die Überlebenden, die nicht reden wollen. Sein Buch beweist, dass Geschichte sich nicht allein auf Forschungsergebnisse stützen darf, die der persönlichen Erinnerung bis heute nur einen geringen Stellenwert zugestehen. Dieses Buch ist ein zeitgeschichtliches Dokument.
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